(ots) - Zusatzbeiträge haben bisher kaum zu Wettbewerb
zwischen den gesetzlichen Krankenkassen geführt. Nur wenige
gesetzlich Versicherte Arbeitnehmer verlassen ihre Kasse, wenn diese
Zusatzbeiträge fordert. Das ergibt eine repräsentative
Arbeitnehmerbefragung der IW-Consult, einer Tochtergesellschaft des
Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln im Auftrag der
Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) und der
WirtschaftsWoche.
Nur rund jeder siebte gesetzlich versicherte Arbeitnehmer gab in
der Umfrage an, bereits einmal die Kasse gewechselt zu haben, um
Zusatzbeiträge zu sparen. Seit Einführung des Gesundheitsfonds 2009
dürfen die gesetzlichen Krankenkassen zusätzlich zu den regulären
lohnabhängigen Beitragszahlungen auch lohnunabhängige Beiträge
erheben, um ihre Ausgaben zu decken. Die Höhe dieses monatlichen
Zusatzbeitrage war bis Ende 2010 maximal 1 Prozent des
beitragspflichtigen Einkommens begrenzt; seit Anfang diesen Jahres
können die gesetzlichen Krankenkassen diese Zusatzbeiträge frei und
ohne Obergrenze festsetzen. Mit den Zusatzbeiträgen war auch die
Erwartung verbunden, dass die Versicherten zum jeweils günstigsten
Anbieter wechseln und damit der Preis-Leistungs-Wettbewerb zwischen
den Kassen steigt.
Aus der Umfrage geht hervor, dass die meisten Versicherten erst ab
einem Zusatzbeitrag von durchschnittlich 19 Euro die Kasse wechseln
würden "Die Zusatzbeiträge sind zu gering, um für mehr Wettbewerb zu
sorgen. Mit den Überschüssen aus dem Gesundheitsfonds sollten die
lohnabhängigen Beiträge so weit wie möglich gesenkt werden. Reichen
die Einnahmen in Zukunft nicht aus, muss jede Krankenkasse die
Finanzierungslücke durch Zusatzbeiträge selbst schließen. So entsteht
Wettbewerb", kommentiert Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der
INSM die Umfrage. Lohnunabhängige Prämien seien gerechter und
transparenter. "Wettbewerb verbessert Leistung und Effizienz und
senkt die Kosten - das gilt auch für die bürokratielastigen
gesetzlichen Krankenkassen", so Pellengahr.
Auch in Zukunft versprechen Zusatzbeiträge kaum eine Verschärfung
des Wettbewerbs. Nur etwa jeder fünfte gesetzlich Versicherte, der
schon heute Zusatzbeiträge entrichtet, zieht aktuell einen
Kassenwechsel in Erwägung. "Das Gesundheitssystem muss von Grund auf
reformiert werden", fordert Pellengahr. Die steigenden Kosten des
medizinischen Fortschritts und der Alterung der Bevölkerung dürften
nicht wie bisher auf die Lohnkosten umgelegt werden. "Wenn wir Arbeit
verteuern, verlieren wir Jobs. Arbeitsplätze auf die Deutschland
nicht verzichten sollte. Es sei denn, man gibt das
Vollbeschäftigungsziel auf."
Im Rahmen des IW-Arbeitnehmervotums wurden 1.000 Arbeitnehmer
zwischen dem 17. und 24. Mai online befragt. Die Stichprobe der
Arbeitnehmer zwischen 16 und 65 Jahren ist repräsentativ für
Deutschland und nach Schulbildung, Geschlecht und Altersgruppen
geschichtet. Arbeitnehmer ohne Schulbildung sind nicht
berücksichtigt. Die Umfrage ist Teil des Deutschland-Checks, einer
Dauerstudie im Auftrag der INSM und der WirtschaftsWoche.
Mehr Informationen im Internet unter www.deutschland-check.de
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