(ots) - Mit Milliardenaufträgen im Gepäck ist Chinas
Regierungschef Wen Jiabao nach Europa gereist. Das Thema
Menschenrechte strich Bundeskanzlerin Angela Merkel dennoch nicht von
der Agenda. Sorgen bereiten musste dies aber letztlich niemandem.
Denn die Führung aus Peking begreift die Menschenrechtsfrage
inzwischen eh als Pflichtprogramm deutscher Innenpolitik. Sie wird
abgenickt in der Gewissheit, dass Deutschland mehr auf China
angewiesen ist als China auf Deutschland. Denn auch für Europa stimmt
halt, was US-Außenministerin Hillary Clinton sagte: Es ist schwer,
den eigenen Banker zu kritisieren.
Tatsächlich gibt es nur einen Weg: Deutschland muss auf die
wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China setzen. Nur so lässt sich
der eigene Wohlstand sichern. Erst kommt das Fressen, dann die Moral,
diagnostizierte schon Brecht. Und tatsächlich lässt sich schwer für
ein Gesellschaftsmodell werben, wenn dieses wirtschaftlich nicht
erfolgreich ist.
Zudem gilt: Je stärker China mit anderen Ländern verflochten ist,
desto internationaler wird es. Ob diese Internationalität dann
illiberale asiatische oder freiheitlich-orientierte westliche Züge
hat, wird vom Erfolg des Westens und seinen Ideen auf Chinas Märkten
abhängen. Wie das funktioniert, zeigen die Umwelttechnologien.
Deutschland galt China hier als Vorbild. Doch die Technik kam nicht
allein. Denn mit ihr setzte sich in der Volksrepublik ein stärkeres
Umweltbewusstsein durch.
Dieses Prinzip vom "Wandel durch Handel" mag Zeit kosten. Dennoch
ist es erfolgreicher als alle Menschenrechts-Ermahnungen in den
Regierungszimmern europäischer Hauptstädte - und zu allem Überfluss
auch profitabler.
Autor: Till H. Lorenz
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