(ots) - Die Jagd nach der Schlagzeile und der Zwang zur
exklusiven Story haben den Journalismus in Großbritannien
pervertieren lassen. Die Murdoch-Presse, sei es das Massenblatt "Sun"
oder die Schwesterzeitung "News of the World", kannte wenig
Gewissensbisse, wenn man die Konkurrenz am Kiosk ausstechen wollte.
Man setzte die dunklen Künste des Gewerbes ein. Sei es Täuschung,
Fallenstellen, verdecktes Filmen oder der Einsatz von Lockspitzeln:
Der Zweck, so diktierte die Unternehmensräson, heiligt die Mittel.
Wenn sich ein Reporter als Scheich verkleidet, um die Herzogin von
York reinzulegen, die den Zugang zu ihrem Ex-Gatten Prinz Andrew
meistbietend verhökern will, dann mag das vielleicht noch angehen.
Aber das Anzapfen von Handys, wie es die "News of the World"
anscheinend systematisch betrieben hat, ist einfach illegal. Und
ebenso verstößt es gegen das Gesetz, Polizisten Schmiergelder zu
zahlen, um an exklusive Informationen zu kommen. Schlimmer noch: Wenn
darüber hinaus auch das Telefon eines ermordeten Mädchens angezapft
wird oder wenn Kriegswitwen und Terroropfer zum Ziel einer illegalen
Abhöraktion werden, dann kann man nur noch von einem zutiefst
menschenverachtenden Gewerbe reden. Noch ermittelt die Polizei, ob
nicht auch andere Zeitungen als die Murdoch-Presse sich des illegalen
Abhören schuldig gemacht haben. Was aber jetzt schon feststeht ist,
dass die gesamte Industrie eine Rosskur benötigt und sich klare
Grenzen eines sauberen Journalismus ziehen muss.
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