(ots) - Die Realisten haben alles wieder vorher
gewusst. Weder wird die Weltmeisterschaft für einen neuen Boom im
deutschen Frauenfußball sorgen, noch hat der Frauenfußball in
Deutschland realistisch den Stellenwert, den die
öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten versucht haben, uns seit
Beginn des Turniers einzureden.
Bundestrainerin Silvia Neid ist in der Wirklichkeit angekommen.
Dass die Nationalmannschaft bereits im Viertelfinale ausscheidet, ist
sportlich enttäuschend, für die weitere Entwicklung der Sportart
möglicherweise problematisch. Niederlagen sind normal, aber wenn die
Werbe-Maschine alles andere als eine erfolgreiche Titelverteidigung
als weitgehend unmöglich propagiert hat, ist der Schockzustand nach
einer Niederlage naturgemäß intensiver. Wenn dann auch noch Olympia
in London ohne die deutschen Fußballfrauen stattfindet, ist das ein
Desaster.
Normalerweise wird in solchen Phasen die Frage nach der
Verantwortung gestellt. Das trifft meist den Trainer, in diesem Fall
die Trainerin, die vor der Weltmeisterschaft ihren Vertrag bis 2016
verlängerte. Silvia Neid hat vor den Japanerinnen gewarnt, ihre
Spielerinnen haben sie offenbar aber nur unzureichend verstanden. In
Kim Kulig erlitt eine ihrer Leistungsträgerinnen einen Kreuzbandriss,
einen adäquaten Ersatz hatte die Bundestrainerin nicht. Das ist
ungewöhnlich nach einer drei Monate langen und intensiven
Vorbereitung. Auch Neids Umgang mit Birgit Prinz war zumindest
unglücklich.
Die Bundestrainerin hat von ihrer Mannschaft einen anderen
Eindruck vermittelt als das, was sich auf dem Spielfeld beim Turnier
offenbarte. Auch ihr viel gepriesenes taktisches Geschick wurde gegen
Japan kaum sichtbar. Die Niederlage im Viertelfinale mag man als
unglücklich empfinden. Unverdient war sie nicht.
Das 0:1 wirft den deutschen Frauenfußball zurück. Wie weit, wird
vom Deutschen Fußball-Bund abhängen. Und da muss aus Frankfurt mehr
kommen als ein eifrig Trost spendender Präsident. Theo Zwanzigers
Werbefeldzug für den Frauenfußball wird sich nun beweisen müssen. Was
als dreimaliger Weltmeister ein Selbstläufer gewesen wäre, muss nun
in kleinen Schritten entwickelt werden. Und dieser Weg wird kein
leichter sein.
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