(ots) - Keine Frage, die europäische Fischereipolitik
ist gescheitert. Jahrelang haben sich die zuständigen Minister die
Stimmen für fette Quoten im eigenen Land zugeschoben, während Brüssel
dem Treiben nur hilflos zusehen konnte. Dass wissenschaftliche
Empfehlungen dabei so gierig umgangen worden sind, ist zweifellos ein
Skandal. Höchste Zeit also für einen Kurswechsel und ein Ende des
Raubbaus an der Natur. Die Reformvorschläge der EU-Kommission sind
ein erster Schritt. Gerade einmal 400 000 Europäer arbeiten in der
Fischerei. Dennoch hat es ihre Lobby bisher immer wieder geschafft,
sich Einfluss zu verschaffen. Frei nach dem Motto "Fischer sind
schließlich Wähler" haben die Agrarminister der Industrie nach dem
Mund geredet. Die Folgen davon sind heute nicht zu übersehen. Über
drei Viertel der europäischen Fischbestände sind überfischt, ein
Drittel befindet sich in einem besorgniserregenden Zustand. Es sind
Praktiken wie der Rückwurf ungewollter Fische, die sämtlichen
Bemühungen um eine Erholung der Bestände Hohn sprechen. Zudem: Dass
in Zeiten steigender Lebensmittelpreise immer noch natürliche
Ressourcen aufgrund von bürokratischen Vorschriften verschwendet
werden, ist für Verbraucher nicht nachvollziehbar. Es ist deshalb
richtig, dass die EU-Kommission endlich die Reißleine zieht und den
Rückwurf des Beifangs verbietet sowie langfristige Managementpläne
für die Fischereiquoten vorsieht. Unverständlich ist jedoch, dass
Brüssel nicht die Möglichkeit des totalen Fangstopps erwägt. Zum
Erhalt des Roten Thunfischs wäre dies unabdingbar. Bleibt nun zu
hoffen, dass das Europaparlament die Vorschläge ein wenig
nachjustiert.
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