(ots) - Die chemische Industrie fordert von der
Bundesregierung die Einsetzung eines Parlamentarischen Beauftragten,
der den Erfolg der Maßnahmen zur Umsetzung der Energiewende
regelmäßig überprüfen soll. "Wir brauchen dringend einen unabhängigen
Kopf, der faktenorientiert Politik, Gesellschaft und die Wirtschaft
über den Verlauf des Umbaus informiert", sagte der Präsident des
Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Dr. Klaus Engel, vor
Journalisten in Frankfurt. Für ein solches Monitoring müssten zudem
Kriterien definiert werden, die transparent machen, ob die drei Ziele
Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit erreicht
würden. Die Ausgestaltung der Energiewende dürfe wegen ihrer
Tragweite nicht allein Sache der Politik bleiben.
Der VCI sieht im Umbau der Energieversorgung wirtschaftliche und
technologische Chancen, aber auch Risikopotentiale. Das Ziel, bis
2022 auf alle Kernkraftwerke zu verzichten, beinhalte erhebliche
Herausforderungen für die Industrie: steigende Strompreise, stark
schwankende Netzstabilität und unzureichende Versorgung mit
Grundlaststrom. Engel appellierte deshalb an die Politik, ihre
Zusagen für die Zukunftssicherung der energieintensiven Branchen in
die Tat umzusetzen: "Für die Chemie ist der endgültige Abschied aus
der Nutzung der Kernenergie vertretbar, wenn unsere
Wettbewerbsfähigkeit durch die Energiewende nicht Schaden nimmt." Die
Branche werde mit ihrer Innovationskraft einen Beitrag dazu leisten,
dass die "Energierevolution" gelinge.
Engel wies darauf hin, dass die Chemie in diesem Jahr aus dem
EU-Emissionshandel, dem Energiesteuergesetz, dem
Erneuerbaren-Energie-Gesetz (EEG) und dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz
zusammen über 1,3 Milliarden Euro zu schuItern habe. "Es muss ein Weg
gefunden werden, dass Strom für die energieintensive Industrie auch
in Zukunft verfügbar und bezahlbar bleibt, wenn sich der Energiemix
sukzessive ändert", betonte der VCI-Präsident.
Im verarbeitenden Gewerbe besitzt die Chemie den größten
Strombedarf. 55Â Millionen Megawattstunden oder rund 8 Prozent des
gesamten Stromverbrauches entfallen auf Deutschlands drittgrößte
Branche. Eine Erhöhung des Strompreises um 1 Cent pro Kilowattstunde
kostet die chemische Industrie gegenwärtig über 500 Millionen Euro
zusätzlich pro Jahr.
Die energieintensive Grundstoffindustrie bildet das erste Glied in
der Wertschöpfungskette. Aus Aluminium, Kupfer oder Zink,
Grundchemikalien, Dämm- und Kunststoffen, Papier, Glasfasern, Stahl
und Zement stellen andere Branchen Endprodukte wie Autos, Windräder,
Photovoltaikanlagen, energieeffiziente Häuser und Maschinen her.
Diese Produktpalette ist im Export außerordentlich erfolgreich und
bildet die Basis für den derzeitigen wirtschaftlichen Aufschwung.
"Ein starkes Industrieland zu sein, war für Deutschland noch nie so
wertvoll und so wichtig wie heute", unterstrich der VCI-Präsident.
Der VCI vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen von rund
1.650 deutschen Chemieunternehmen und deutschen Tochterunternehmen
ausländischer Konzerne gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen
der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Medien. Der VCI steht für
mehr als 90 Prozent der deutschen Chemie. Die Branche setzte 2010
über 171 Milliarden Euro um und beschäftigte rund 415.000
Mitarbeiter.
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