(ots) - Ökonomen befürchten teils erhebliche
wirtschaftliche Risiken in Folge des beschleunigten Atomaussiegs.
Insbesondere für die metallerzeugenden und -bearbeitenden Unternehmen
bringt der Atomausstieg nach Meinung der Experten teils sehr hohe
wirtschaftliche Risiken mit sich. Das ergab eine Experten-Umfrage der
IW Consult unter 65 Professoren der Wirtschaftswissenschaften im
Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) und der
WirtschaftsWoche.
Das geringste Risiko droht nach Ansicht der Experten dem
Dienstleistungssektor: Nur ein Ökonom charakterisiert die Risiken für
diese Branche als hoch. Große Chancen aus der sukzessiven Abschaltung
der Atommeiler ergeben sich dagegen nach Expertenmeinung vor allem
für die Energiewirtschaft. Für alle anderen Branchen konstatieren die
Experten mehrheitlich geringe Chancen. "Energie ist ein wichtiger
Inputfaktor für die Wirtschaft in Deutschland. Unüberlegte
Entscheidungen gefährden nicht nur einzelne Unternehmen, sondern den
gesamten Standort Deutschland", bemerkte Hubertus Pellengahr,
Geschäftsführer der INSM.
Die Ökonomen rechnen vor allem kurzfristig mit negativen
Auswirkungen. 58 von 65 Professoren sind der Meinung, der Ausstieg
sei schlecht für die Versorgung mit günstiger Energie und 38 Experten
glauben, dass dadurch die gesicherte Energieversorgung gefährdet sei.
"Nicht nur die Preise für elektrische Energie werden steigen, sondern
auch die Preise der Sekundärprodukte" befürchtet Prof. Charles
Blankart von der Humboldt-Universität zu Berlin, der an der Umfrage
teilgenommen hat. Knapp die Hälfte der befragten Experten sieht sogar
die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands beeinträchtigt.
Zwar relativieren sich in der langfristigen Perspektive die
Befürchtungen der Experten, dennoch überwiegen auch langfristig die
Risiken die Chancen. Positiv wirkt sich der Atomausstieg auf
Investitionen und Innovationen aus. Damit rechnen jeweils rund die
Hälfte der Wirtschaftswissenschaftler. "Der Markt reagiert auf die
veränderten Rahmenbedingungen. Wichtig ist es jetzt, dass die
Marktkräfte in der Energieerzeugung wirken können. Denn nur der
Wettbewerb weiß, welche Technologien effizient sind und welche nicht.
Subventionen für ausgewählte Technologien verzerren den Wettbewerb
und verhindern einen schnellen und effizienten Strukturwandel", warnt
Pellengahr.
Für das Expertenvotum der IW Consult, einer Tochtergesellschaft
des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, haben 65 Professoren für
Wirtschaftswissenschaften an deutschen Universitäten zwischen dem 22.
Juni und dem 8. Juli 2011 an einer Online-Befragung teilgenommen. Die
Umfrage ist Teil des Deutschland-Checks, einer Dauerstudie im Auftrag
der INSM und der WirtschaftsWoche.
Mehr Informationen im Internet unter www.deutschland-check.de
Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ist ein
überparteiliches Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
Sie wirbt für die Grundsätze der Sozialen Marktwirtschaft in
Deutschland und gibt Anstöße für eine moderne marktwirtschaftliche
Politik. Die INSM wird von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und
Elektro-Industrie finanziert.
Rückfragen:
Projektleitung: Marc Feist, Telefon 030 / 27877-175, feist(at)insm.de