(ots) - Anders Bervik ist Europas Osama Bin Laden. Auf 1500
Seiten fabuliert er sich eine eingebildete Bedrohung Europas durch
"den Islam" zusammen und ermordete anschließend Christen, die auch
Hindus oder Buddhisten oder Atheisten hätten sein können - darauf kam
es ihm nicht an. Es kam ihm aufs Morden an, nicht auf die Bibel,
obwohl er sich Tempelritter nannte. Die christliche Botschaft wäre
ihm hinderlich gewesen bei seinem Bedürfnis nach Selbsterhebung in
den eingebildeten Adelsstand eines "Retters". Die eine Milliarde
Moslems, die keine Terroristen sind, übersieht er geflissentlich, die
Millionen Moslems, die friedlich in Europa leben, ignoriert er.
Moslems, das darf man unterstellen, hat Anders Bervik nicht als
Mitmenschen oder Freunde, sondern nur als von ihm selbst entworfene
Karikatur gekannt. Osama Bin Laden war genauso. Er sagte einmal, die
Christen, besonders die Amerikaner, hätten Millionen Moslems
umgebracht. Deshalb müsse man nun eben mehrere Millionen Christen
umbringen, damit wieder Gleichheit herrsche. Bin Laden sagte das, als
der Westen, besonders die USA, Moslems auf dem Balkan militärisch
schützten, in islamischen Ländern Katastrophenhilfe leisteten, und
Palästinas Wunsch nach einem lebensfähigen Staat unterstützten. Es
kam ihm aufs Morden an, nicht auf den Koran. Für solche Wahnsinnigen
gibt es keine einzelnen Menschen mit ihrem Glück, ihren Gefühlen,
ihrer Wandelbarkeit und ihrer Tragik. Jemand wie Bervik gibt vor,
dass jedes Kind einer moslemischen Familie automatisch ein Feind
werde. Bervik und Osama können sich nicht vorstellen, dass es
Menschen gibt, die ohne Hassgefühle aufwachsen und leben, weil Bervik
und Osama selber unfähig waren, ohne Hass zu existieren. Aus
Ressentiments langsam entstanden und stetig verdichtet, löscht dieser
Hass Gefühle wie Lebensfreude, den Willen zu Toleranz, den Glauben an
das Gute und die Bereitschaft zur Selbstbescheidung aus.
Lebensfreude, Toleranz, Selbstbescheidung und der Glaube an das Gute
in allen Menschen - das sind Gefühle, die sehr viel mehr Anstrengung,
sehr viel mehr Mut und sehr viel mehr Geduld erfordern, als einfach
nur primitiv zu hassen. Hass ist bequem. Schuld sind immer die
anderen. Die meisten Hasser haben im Leben wenig zustande gebracht,
weil sie die Anstrengung scheuten, an das Gute glauben und selber
etwas konstruktiv schaffen zu wollen. Die Schuld für eigenes Versagen
suchen sie bei anderen, und zwar als Gruppe, nicht als Individuen,
denn sie scheuen es, sich mit einzelnen anderen Menschen zu
vergleichen und sich so der eigenen Persönlichkeit stellen zu müssen.
Um ihren Hass zu rechtfertigen, sind sie zu erstaunlichem
Einsatzwillen fähig. Aber nur, um die eigene Leere durch Größenwahn
zu verdrängen und sich als eingebildete Vollstrecker zu fühlen. Eine
offene Gesellschaft beginnt mit Offenheit gegenüber sich selbst, mit
Ehrlichkeit gegenüber eigenen Fehlern, und dem vorurteilslosen Blick
auf andere. Das mögen auch die bedenken, die mit dem Thema Islam
politisch zu Felde ziehen, als gebe es bei anderen eine Art
angeborener Kollektivschuld. Es gibt sie nicht, und es ist sehr
gefährlich so zu tun, als sei es anders.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd(at)axelspringer.de