(ots) - Mit dem Prädikat "historisch" sind Kommentatoren
oft allzu schnell bei der Hand. Doch bei der Einordnung des Prozesses
gegen den ägyptischen Despoten Husni Mubarak sind kaum Übertreibungen
möglich. Es ist schlicht eine Sensation, dass es den ägyptischen
Revolutionären gelungen ist, den Tyrannen nicht nur zu stürzen,
sondern ihn auch noch binnen weniger Monate vor Gericht zu stellen.
Um zu ermessen, was die Ägypter vollbracht haben, braucht man nur
einen Blick auf einige ähnlich gelagerte Fälle im ach so
rechtsstaatlichen Westen zu werfen. Selbst wenn nie alles 1:1
vergleichbar ist, so denke man doch noch einmal an Erich Honecker
zurück, den die Deutschen nach Chile ziehen ließen. Oder an Osama bin
Laden und die Guantánamo-Insassen, die ohne Prozess in den USA
blieben. Sogar das zuletzt so hoch gelobte Jugoslawien-Tribunal in
Den Haag hat mehr als 15 Jahre gebraucht, um die Angeklagten vor
Gericht zu stellen. Schon wahr: Dass Mubarak die Todesstrafe droht,
ist inakzeptabel und ein schwerer Makel, den nur ein faires Verfahren
und ein angemessenes Urteil vergessen machen können. In der
Gesamtbewertung aber ist dieser Prozess ein Fanal für eine neue Zeit.
Er signalisiert allen Tyrannen im Nahen Osten und darüber hinaus,
dass ihr Tun Konsequenzen hat. Heute oder in einer besseren Zukunft.
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