(ots) - Julia Timoschenko ist sich in ihrem
Machtstreben für nichts zu schade. Die Pöbeleien der 50-Jährigen im
Gerichtssaal sind nicht nur niveaulos ("Trottel, Mafiosi"). Sind
entlarven sich auch schnell als das, was sie sind: reine Show. Das
ist so auffällig, dass sich die Frage stellt, ob an den Vorwürfen
gegen sie nicht doch etwas dran sein könnte. Und sie stellt sich umso
drängender, als sich ausgerechnet die Kremlherrscher als Zeugen der
Verteidigung aufschwingen. Da liegt es auf der Hand, dass
Timoschenko, die als Freiheitskämpferin in Moskau verhasst war, als
Regierungschefin später tatsächlich ein Gas-Geschäft mit den Russen
ausbaldowert hat, das für den ukrainischen Fiskus nachteilig war.
Aber machen wir uns nichts vor: In der Ukraine (und in Russland) geht
es ohnehin nicht um Recht, sondern um Macht und Geld. Timoschenko ist
selbst tief in die berüchtigten Oligarchen-Strukturen verstrickt. Bei
ihrem Deal mit dem Kreml ging es um mehr als einen Gas-Vertrag. Die
Regierungschefin entmachtete damals einen Wirtschaftsboss, der eng
mit ihrem Kontrahenten Viktor Janukowitsch verbandelt ist - dem
heutigen Präsidenten, der Timoschenko nun vor Gericht gezerrt hat.
Insofern gibt es auch keinen Zweifel, dass die Anklage gegen
Timoschenko politisch motiviert ist. Indes: Dass sich die
Beschuldigte hinter der Maske der "schönen Julia" als heldenmütiges
Opfer gebärdet, ist die größte Absurdität in diesem absurden
Prozess-Theater. Was ist daraus zu lernen? Die Ukraine ist sieben
Jahre nach der orangenen Revolution wieder dort angelangt, wo sie in
den düsteren 90er-Jahren schon einmal war. Rechtsstaatlichkeit und
Demokratie sind Fremdwörter in dem von Geldgier, Machtwahn und
Skrupellosigkeit verseuchten Kiewer Politbetrieb. Zu leiden haben
darunter die Menschen. Und die wissen längst, dass sie den
Versprechen ihrer sogenannten Elite keinen Glauben schenken können.
Deswegen wird es Timoschenko auch nicht gelingen, eine neue
Revolution zu entfachen. Einen Aufstand könnte es nur gegen sie
geben. Die Ukraine ist mit Riesenschritten auf dem Weg zurück ins
Chaos.
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