(ots) - Nun hat es Deutschland schwarz auf weiß: Die
Wirtschaftsmacht Nummer eins in Europa strahlt auf die Menschen im
vermeintlich armen Osten des Kontinents so viel Attraktivität aus wie
die Wüste Gobi - nämlich keine. Die Öffnung des Arbeitsmarktes im Mai
hat sich als komplette Luftnummer entpuppt. Für die ewig Ängstlichen
mag das eine gute Nachricht sein frei nach dem Motto: "Dann klauen
uns die Polen wenigstens nicht unsere Jobs". Doch wer ein wenig
länger und ernsthaft über den Sachverhalt nachdenkt, der wird schnell
erkennen: Der Freizügigkeits-Flop ist eine mittlere Katastrophe für
Deutschland. Viele Unternehmen hierzulande suchen seit langem
händeringend Facharbeiter. Zugleich wird die deutsche Gesellschaft
immer älter und kann ihren Arbeitskräftebedarf bald nicht mehr mit
dem eigenen Nachwuchs decken. Deutschland aber glaubt es sich
trotzdem leisten zu können, osteuropäische Berufs- und
Studienabschlüsse nicht anzuerkennen, das Lohnniveau für Zuwanderer
zu drücken und auch noch perfekte Kenntnisse in einer Sprache zu
verlangen, die immer weniger Menschen lernen wollen. Niemand braucht
sich zu wundern, wenn die besten Köpfe im Osten dankend abwinken und
lieber nach Großbritannien weiterwandern, als ins nahe Deutschland zu
wechseln. Nicht einmal die weniger Begnadeten wollen schließlich noch
kommen. Es ist allerhöchste Zeit für eine politische Kehrtwende. Wenn
die Arbeitgeber eine neue Willkommenskultur fordern, so ist das zwar
ein erster Schritt. Doch mit freundlichen Worten für Fremde darf es
nicht sein Bewenden haben. Zeugnisse müssen anerkannt und Sprachkurse
bezahlt werden. Und im Zweifelsfall müsste es in einer weltoffenen
Ökonomie auch einmal mit Englisch gehen.
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