Eike Ostendorf-Servissoglou, Mit-Autorin der Fachbroschüre "Kinderbetreuung: Wie Unternehmen sich engagieren können", im Gespräch
(firmenpresse) - Vereinbarkeit von Familie und Beruf meint in der Regel: Vereinbarkeit von Kindern mit dem Beruf. PR-Beraterin und Autorin Eike Ostendorf-Servissoglou, die gemeinsam mit Theresa Oganowski den gerade erschienenen Leitfaden "Kinderbetreuung: Wie Unternehmen sich engagieren können" verfasst hat, spricht im Interview über Probleme, Perspektiven und Trends der betrieblichen Kinderbetreuung.
FRAGE: Seit wann beschäftigen Sie sich bereits mit der betrieblichen Kinderbetreuung? Wie haben sich die Perspektiven, die Herausforderungen bis heute weiter entwickelt?
OSTENDORF-SERVISSOGLOU: Zu dem Thema betriebliche bzw. betrieblich unterstützte Kinderbetreuung kam ich durch den Kongress "Invest in Future", der jährlich in Stuttgart stattfindet und sich mit den Themen Erziehung und Bildung beschäftigt. Unternehmen sind eine wichtige Zielgruppe des Kongresses. Seit 2005 berichte ich über das zweitätige Symposium sowie über Aktivitäten der Veranstalter Konzept-e für Kindertagesstätten gGmbH und Kind e.V. Dachverband.
In dieser Zeit konnte ich eine Entwicklung ausmachen, was das Interesse der Unternehmen am Thema "Kinderbetreuung" angeht. Seine Bedeutung hat für Betriebe stetig zugenommen. Außerdem erweiterte sich das Spektrum der Gründe, warum Unternehmen in Kinderbetreuung investieren: Zunächst war es Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern vor allem wichtig, weibliche Beschäftigte, die Mütter geworden waren, an das Unternehmen zu binden und möglichst schnell wieder an den Arbeitsplatz zu holen. Es ging und geht immer noch darum, die hohe Zahl der Mütter, die ihre Berufstätigkeit lange Zeit unterbrechen oder sogar völlig aufgeben zu verringern und deren oft wichtiges Know-how im Unternehmen zu halten. Inzwischen sind weitere gute Gründe für ein Kinderbetreuungsengagement verstärkt ins Bewusstsein gerückt. Umfragen zeigten, dass das Angebot auch für Männer wichtig ist, die Väter sind oder werden wollen. Sie wählen ihren Arbeitgeber zunehmend ebenfalls danach aus, wie familienfreundlich er ist. Außerdem kommt eine langfristige Betrachtung hinzu. Unternehmen spüren bereits heute den Fachkräftemangel und wissen, wenn sie in Zukunft konkurrenzfähig bleiben möchten, ist eine Investition in die Kinder als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von morgen sinnvoll. Daher verstärkt sich das Interesse von Unternehmensvertreterinnen und -vertreter für pädagogische Konzepte - vor allem natürlich in Bezug auf die eigene Kita. Viele machen sich zum Beispiel für eine bessere Integration naturwissenschaftlicher und technischer Themen in den Kitaalltag stark.
FRAGE: Wie bzw. warum sind Sie auf die Betriebs-Kitas "Bärcheninsel", "Glühwürmchen" und "Gummi-Bärchen" aufmerksam geworden, die Sie in der Fachbroschüre als Praxisbeispiele beschreiben?
OSTENDORF-SERVISSOGLOU: Für Kita-Fachmagazine berichte ich fortlaufend über unterschiedliche Kindertageseinrichtungen. Vielfach geht es um pädagogische Themen aber oft auch um das Interesse, das Unternehmen daran haben, für die Kinder ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kindertagesbetreuungsangebote zu machen. Ich habe die drei Beispiel-Kitas ausgewählt, weil sie drei unterschiedliche Modelle zeigen, wie Unternehmen tätig werden können.
FRAGE: In welche Richtung geht der Trend im Bereich Betriebskitas angesichts des Fachkräftemangels? Erkennen bereits mehr Betriebe die betriebliche Kinderbetreuung als Mittel zur Steigerung ihrer Attraktivität bei Arbeitnehmern?
OSTENDORF-SERVISSOGLOU: Ja, das ist mein Eindruck. Der Fachkräftemangel, der jahrelang prognostiziert wurde, ist jetzt für immer mehr Unternehmen real spürbar. Das drängt die Betriebe zum Handeln. Der Zulauf, den das Unternehmensnetzwerk "Erfolgsfaktor Familie" des Bundesfamilienministeriums und des Deutschen Industrie- und Handelskammertags hat, ist ein Indiz dafür, das Verantwortliche in Unternehmen den Handlungsbedarf sehen. Erst jüngst machte eine Studie des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) deutlich, dass bei Müttern in Deutschland ein beachtlichen Arbeitskräftepotenzial schlummert. Indem Frauen mit Kind oder Kindern eine Berufstätigkeit aufnehmen oder den zeitlichen Umfang ihrer Tätigkeit vergrößern ließen sich umgerechnet 1,5 Millionen zusätzliche Vollzeitstellen besetzen, rechneten die Fachleute vor. Voraussetzung dafür, diesen Potenzial zu mobilisieren, ist unter anderem ein bedarfsgerechtes Kinderbetreuungsangebot. Da das öffentliche Angebot die Nachfrage nur teilweise deckt, ist unternehmerisches Engagement gefragt.
FRAGE: Sind Trends zu erkennen, wie die Betriebs-Kitas mit den Herausforderungen umgehen, Kinder mit Migrationshintergrund, die ab und an Probleme mit der deutschen Sprache haben, zu integrieren?
OSTENDORF-SERVISSOGLOU: Schön, dass Sie diese auf die Pädagogik abzielende Frage stellen, denn Unternehmen sollte es wichtig sein, welches pädagogische Konzepte in ihrer Einrichtung umgesetzt wird. Die Förderung aller Kinder ist ja nicht nur moralisch geboten, sondern auch im Interesse der deutschen Wirtschaft, die den positiven Beitrag aller Menschen benötigt und sie dazu bestmöglich befähigen sollte. Die Sprachförderung als ein wichtiger Aspekt dabei, ist ein schwieriges Thema, da es bislang wenig Erkenntnisse zur Wirksamkeit unterschiedlicher Fördermethoden gibt. In der Praxis der mir bekannten Kindertagesstätten hat sich gezeigt, dass eine Kombination aus gezielten Sprachübungen für Kinder mit Sprachschwierigkeiten in kleinen Gruppen mit einem sprachreichen Kita-Alltag wirkungsvoll zu sein scheint. "Handeln sprachlich begleiten" lautet dabei das Motto für die Erzieherinnen und Erzieher. So lernen die Kinder nicht nur intensiv in einer "Kurs-Situation", sondern gleichzeitig fortlaufend im natürlichen Kontext des Tagesablaufs.
Was die pädagogischen Themen angeht, wünsche ich mir einen noch besseren Dialog der Interessierten aus Unternehmen mit den Fachleuten aus der Frühpädagogik. Die Erkenntnisse zum kindlichen Lernen haben sich deutlich weiter entwickelt. Viele Vorstellungen von pädagogischen Laien zum Beispiel zum erwähnten Thema der Vermittlung von Naturwissenschaft und Technik in der Kita entsprechen dem nicht. Durch einen besseren Austausch könnte unternehmerisches Handeln in diesem Bereich noch wirkungsvoller werden. Der Kongress "Invest in Future" bietet am 24. und 25. Oktober 2011 wieder Gelegenheit für einen solchen interdisziplinären Austausch.
Vielen Dank.
Theresa Oganowski, Eike Ostendorf-Servissoglou
"Kinderbetreuung: Wie Unternehmen sich engagieren können"
Verlag Dashöfer, Hamburg 2011
Die 162-seitige Fachbroschüre "Kinderbetreuung: Wie Unternehmen sich engagieren können" ist für 14,80 € als PDF-Version oder für 22,80 € als Druckexemplar im Dashöfer-Onlineshop erhältlich:
http://www.dashoefer.de/Produktdetails/Kinderbetreuung%3A-Wie-Unternehmen-sich-engagieren-k%C3%B6nnen/?wa=PM110912fp
Probeseiten können Sie sich unter folgender Adresse herunterladen:
http://www.dashoefer.de/html/download/ED-BKITA_Probe.pdf
Hintergrund zu den Autorinnen
Theresa Oganowski studierte Soziologie und Erziehungswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Sie beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit besonderem Fokus auf Hochschulen. Seit 2008 ist sie an der FernUniversität in Hagen beschäftigt.
Eike Ostendorf-Servissoglou, Jahrgang 1964, geboren in Frankfurt (Main), ist Autorin und PR-Beraterin bei eoscript Public Relations, Stuttgart. Sie schloss eine Ausbildung zur Buchhändlerin sowie ein Studium der Germanistik, Anglistik und Religionsphiliosophie in Frankfurt ab. Eike Ostendorf-Servissoglou arbeitete als PR-Beraterin in verschiedenen Agenturen und Unternehmen und ist seit 1998 selbstständig.
Der Verlag Dashöfer vermittelt in Seminaren, Handbüchern und Fachbroschüren aktuelle und rechtssichere Fachinformationen zu den Bereichen Recht, Steuern, Management, Unternehmensführung, Personalwesen, Architektur & Bauwesen und Immobilien. Durch hohe Kundenorientierung und engen Praxisbezug konnte er sich schnell auf dem deutschen Markt mit mittlerweile 80.000 Kunden etablieren.
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