PresseKat - EC-Netzbetreiber Easycash wollte Daten an Inkassounternehmen und Versandhandel verkaufen

EC-Netzbetreiber Easycash wollte Daten an Inkassounternehmen und Versandhandel verkaufen

ID: 479206

(ots) - Deutschlands größter EC-Netzbetreiber, Easycash,
hatte weitaus umfangreichere Pläne zur Nutzung der Daten von bis zu
50 Millionen EC-Kartenbesitzern als bisher bekannt. Das Unternehmen
aus Ratingen bei Düsseldorf hatte nach Recherchen des Radioprogramms
NDR Info Erkenntnisse über die Zahlungsfähigkeit von Kontoinhabern
gesammelt, die es über Monate hinweg als "einzigartige Datenbasis",
"preiswert und tagesaktuell", anbot. In einer Präsentation von
Easycash sind als potentielle Kunden unter anderem
Inkassounternehmen, Versandhandel, Versicherungen und Telekom-Firmen
genannt.

Bekannt war bisher nur, dass Easycash Daten zur Bonität von
Millionen Kartenbesitzern gesammelt hatte, um sie für eigene Zwecke
zu nutzen. Eine Weitergabe an Dritte hatte die Firma im vergangenen
Jahr zunächst vehement bestritten. Easycash-Geschäftsführer Christoph
Pfeifer räumte allerdings im Interview mit dem Norddeutschen Rundfunk
inzwischen ein, dass es bereits Verträge mit anderen Unternehmen
gegeben habe. Easycash habe das Vorhaben jedoch bereits vor gut einem
Jahr fallenlassen. Seine Firma habe zuvor nach "Strategien zur
Ausweitung des Geschäftsmodells" gesucht und deshalb mit der
Vermarktung der als "Risikoindex" bezeichneten Datensammlung
begonnen, so Pfeifer. Ein Easycash-Sprecher betonte, dass das
Vorhaben beim Landesdatenschutz NRW (LDI) "ordnungsgemäß angezeigt"
und dort "nicht beanstandet" worden sei. LDI-Sprecherin Bettina Gayk
allerdings widerspricht: "Die Aufnahme in das Melderegister bestätigt
nicht die Rechtmäßigkeit des Verfahrens." Das habe man der Firma auch
so mitgeteilt.

In einer NDR Info vorliegenden 28-seitigen Präsentation wirbt
Easycash mit einer Datensammlung von "50 Millionen bekannten
Bankverbindungen". Pro Monat erfasse das Unternehmen "37,5 Millionen
Transaktionen." Easycash bietet darin "aktuelle Verhaltensdaten zur




Steuerung von Transaktionsrisiken" an ("Zahlt oder zahlt nicht"), die
auch zur "Antragsentscheidung", "Beitreibung" von Zahlungsforderungen
oder zur "Bestandskundenüberwachung" nutzbar seien. Die Firmenkunden
könnten so "Aufwände für alternative Auskunftei-Produkte" reduzieren.

Daten- und Verbraucherschützer zeigten sich entsetzt. "Wir haben
ja schon immer vermutet, dass die Sammlung von Daten über
Zahlungsverkehr sehr gefährlich ist", sagte Edda Castello von der
Hamburger Verbraucherschutzzentrale. "Hier wird aber das gesamte
Zahlungsverhalten der Kunden bis ins Kleinste hinein registriert und
interessierten Firmen bereitgestellt. Das ist im Grunde eine 'Schufa
hoch zehn'". Hinzu komme, so Castello, "dass der Kunde hier völlig
hilflos ist. Er weiß gar nicht, wer was wie über ihn gespeichert hat
und aus welchen Quellen mögliche Reaktionen von Firmen kommen, mit
denen er nun Verträge eingehen möchte."

Der nordrhein-westfälische Datenschutzbeauftragte Ulrich Lepper
sagte: "Die Kundinnen und Kunden müssen darauf vertrauen können, dass
die Daten aus den Zahlungsvorgängen nicht für eine allgemeine
Bonitätsbewertung zweckentfremdet werden." Der Datenschutzexperte und
Mitkommentator des Bundesdatenschutzgesetzes, Peter Gola, stellte
fest, durch Easycashs Geschäftsmodell würden die "schutzwürdigen
Interessen" der Kunden verletzt.



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Datum: 14.09.2011 - 01:00 Uhr
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