(ots) - Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat
die ausführliche Würdigung Martin Luthers durch Papst Benedikt XVI.
begrüßt. Der Vorsitzende des Rates der EKD, Präses Nikolaus
Schneider, sagte nach der heutigen Begegnung einer evangelischen
Delegation mit dem Papst und seiner Delegation im Erfurter
Augustinerkloster: Schon der Ort der Begegnung sei nicht nur für den
Bischof aus Rom ein bewegender Augenblick, sondern auch für ihn als
Repräsentanten der evangelischen Christen ein ganz besonderer Moment.
"Ich freue mich sehr", so der Vorsitzende weiter, "dass Papst
Benedikt XVI. das grundsätzliche Anliegen der Theologie Martin
Luthers so prominent herausgestellt und sein Ringen um die
Gottesfrage als innere Triebfeder seines ganzen Weges gewürdigt hat.
Auch sei es "überaus erfreulich", dass der Papst die ganz auf die
Christuserkenntnis ausgerichtete Theologie Martin Luthers hervorhob
und Luthers Einsicht begrüßte, in dem, "was Christum treibet" den
entscheidenden Maßstab zur Auslegung der Heiligen Schrift zu
erkennen. Denn dies könne - so Nikolaus Schneider - für die
gemeinsame Auslegung der Bibel, für das gemeinsame Verstehen der
biblischen Botschaft in der heutigen Zeit und für das gemeinsame
Wirken in der Welt neue Impulse liefern und helfen, traditionelle
theologische und ethische Bewertungsmaßstäbe gemeinsam
weiterzudenken.
Große Übereinstimmung sieht der Ratsvorsitzende auch in den
Mahnungen des Papstes, das ökumenisch Erreichte nicht "unvermerkt
verlorengehen" zu lassen. Denn die "klassischen Konfessionskirchen"
stehen gemeinsam vor geistigen Herausforderungen, nicht nur
angesichts neuer Formen des Christentums, sondern auch angesichts von
Fragen der Sprachfähigkeit und der Glaubenskraft der Christen in
unserer Gesellschaft. Insofern stimmt der Ratsvorsitzende Papst
Benedikt XVI. ungeteilt zu: die beiden Kirchen sollten sich
"gegenseitig helfen: tiefer und lebendiger zu glauben"; dies sei
tatsächlich eine ökumenische Perspektive, die die verschiedenen Gaben
zusammenschaue und nicht gegeneinanderstelle.
Besonders freue ihn, so der Ratsvorsitzende weiter, dass der Papst
in seiner Predigt im gemeinsamen Gottesdienst den ökumenischen Weg
beider Kirchen in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten
ausdrücklich als positiv und zukunftsweisend bezeichnet habe. Dass
nicht die "Trennungen und Spaltungen" beklagt, sondern Gott für die
erhaltene Einheit gedankt werden sollte, ist nach Ansicht des
Ratsvorsitzenden der verheißungsvolle Blick auf den zukünftigen Weg
beider Kirchen. Auch die Präses der Synode der EKD, Katrin
Göring-Eckardt, betonte in ihrer geistlichen Begrüßung, dass die
"Ökumene zuallererst ein Geschenk Gottes an uns" sei und wir
gemeinsam "als die eine Gemeinde Jesu Christi im Hause des Vaters
wohnen" können.
Die beiden Kirchen können deshalb im Dienst am Nächsten und in der
Verteidigung der Würde des Menschen als Geschöpf Gottes
zusammenstehen. Schneider: "Papst Benedikt hat betont, dass der
Glaube auf der Grundlage der vielen Gemeinsamkeiten beider Kirchen
heute neu gedacht und neu gemeinsam gelebt werden müsse. Daran wollen
wir in Zukunft gerne aufbauen und anknüpfen."
In diesem Zusammenhang, so betonten der Ratsvorsitzende und die
Präses gemeinsam, haben sie die Hoffnung, dass auch in den kommenden
Jahren der Lutherdekade auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 die
beiden großen Kirchen in Deutschland zu mehr vertrauensvoller
Gemeinsamkeit und zu mehr aktivem Zusammenwirken finden werden. Die
Erinnerung des Papstes an das von Johannes Paul II. vor 30 Jahren
angeregte vertiefte theologische Nachdenken sollte auch unsere
Generation im Blick auf das 500jährige Reformationsjubiläum im Jahre
2017 anregen. Schneider: "Dieser gemeinsame Weg könnte eine große
Chance sein, die Erinnerung an Wunden der Vergangenheit zu heilen,
die gewachsene ökumenische Versöhnung dankbar vor Gott zu feiern und
zusammen die christliche Botschaft in unserer Zeit neu zum Leuchten
zu bringen".
Erfurt/Hannover, 23. September 2011
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick
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