(ots) - All jene, die es schon immer besser gewusst haben,
werden nun triumphierend tönen: Seht her, es war von Anfang an ein
abgekartetes Spiel. Die Macht in Russland hatte auch unter dem
Marionettenpräsidenten Medwedew stets nur einer in den Händen -
Strippenzieher Putin. Tatsächlich spricht viel für die
Platzhaltertheorie. Dennoch ist längst nicht mehr alles so einfach,
wie es auf den ersten Blick scheint. Die Zeiten, in denen ein
Alleinherrscher im Stile der Zaren über das Riesenreich gebieten
konnte, sind vorbei. Vielmehr haben die vier Jahre
Medwedew-Regentschaft vor allem eines gezeigt: Es ist unerheblich,
wer den Präsidententitel trägt. In Moskau hat sich im vergangenen
Jahrzehnt ein kompliziertes Geflecht aus persönlichen, politischen
und wirtschaftlichen Abhängigkeiten und Ambitionen herausgebildet.
Die Bosse beim Energiegiganten Gasprom und in anderen großen
Staatsunternehmen wollen ebenso mitentscheiden wie die Militärs, die
Geheimdienstfraktion, die Medienmogule, die Alphatiere im Apparat und
- ja, auch das - immer mehr Bürger. In der wachsenden Mittelschicht,
die vom Rohstoffreichtum zu profitieren beginnt, macht sich der
Wunsch nach politischer Teilhabe bemerkbar. Auch deshalb tritt Putin
an. Er ist noch immer derjenige, der ohne offene Wahlfälschung die
besten Siegchancen hat. Und er versteht es, auf der Klaviatur des
Interessenausgleichs virtuos zu spielen. Anders hätte die
Interimslösung Medwedew nicht funktionieren können. Putin ist ein
Manager der Macht und keineswegs jener "nationale Führer", von dem
mancher Slawophile in Russland träumt.
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