Backnang, Oktober 2011 - In einem sind sich viele Menschen einig: Statistiken mögen sie nicht. Das dürfte auch für die jetzt von der Universität Hamburg herausgegebenen Zahlen zutreffen: Bei der sogenannten Level-One-Studie zum Thema "Literarität von Erwachsenen auf den unteren Kompetenzniveaus" kommen auch die Bürger Baden-Württembergs nicht ganz so gut weg.
(firmenpresse) - Alleine im Südwesten, so stand da zu lesen, können 4,5 Prozent der Bevölkerung nicht lesen, was in der Zeitung, auf Straßenschildern oder auf dem Beipackzettel von Medikamenten steht.
„Rein rechnerisch sind das rund eine Million erwerbsfähige Menschen, die wir zu den so genannten funktionalen Analphabeten zählen müssen, betont der Leiter des Backnanger Lehrinstitutes für Orthographie und Sprachkompetenz (LOS), Matthias Beck.
Bis vor kurzem sei die Zahl der Menschen, denen in Baden-Württemberg das Lesen und Schreiben nicht möglich sei, noch mit knapp 8 Prozent beziffert worden. Die neuesten Zahlen, so Beck, müssten „mehr als bedenklich stimmen“. Immerhin befinde sich Deutschland in guter Gesellschaft - zwischen Frankreich mit 9 Prozent und England mit knapp 16 Prozent. Das könne jedoch kaum beruhigen.
Erschreckend sei auch, dass immer mehr Kinder und Jugendliche Probleme im Lesen und Schreiben hätten. Es gebe auch in Backnang und Umgebung immer mehr Lehrerinnen und Lehrer, die von einer „deutlichen Zunahme der „Lese-/Rechtsschreibschwäche“ (LRS) sprächen.
Kinder mit ausgewiesener Lese- und Rechtschreibschwäche würden mitunter schnell abgestempelt, „doch sind sie weder faul noch dumm“. Ihnen fehle einfach die notwendige Sicherheit im Lesen und Schreiben. Eine Lese- und Rechtschreibschwäche müsse daher rechtzeitig erkannt und behandelt werden.
Da kaum ein Schulfach ohne Lesen und Schreiben zu bewältigen sei, blieben lese-/rechtschreibschwache Schüler nicht nur im Fach Deutsch hinter ihren Möglichkeiten zurück. Die Folge sei, so Beck, dass sie in der Regel nicht den ihrer Intelligenz, Neigung und Begabung entsprechenden Schulabschluss erreichen. „Zu der schulischen gesellt sich zudem die seelische Belastung. Kinder mit einer Lese-/Rechtschreibschwäche befinden sich oft in einem Teufelskreis aus Misserfolg, Kritik und Entmutigung. Wiederholte negative Erfahrungen mit Lesen und Schreiben, Vorwürfe von Eltern und nicht zuletzt die schlechten Noten rütteln am Selbstbewusstsein“.
Eltern können bei Verdacht auf eine Lese- und Rechtschreibschwäche ihr Kind nach vorheriger Anmeldung unter der Telefonnummer 07191 3401992 testen lassen.
Die LOS, die Lehrinstitute für Orthographie und Schreibtechnik, widmen sich seit rund 30 Jahren ausschließlich der wissenschaftlich fundierten, pädagogischen Diagnose und Therapie der Lese-/Rechtschreibschwäche. An rund 200 Standorten in Deutschland, Luxemburg und Österreich werden nach dem Prinzip „Fördern durch Fordern“ inzwischen jedes Jahr insgesamt ca. 15.000 bis 20.000 Kinder und Jugendliche erfolgreich betreut. Seit 1995 wird die Förderarbeit von einem wissenschaftlichen Beirat, bestehend aus renommierten Experten aus Wissenschaft und Praxis, begleitet. Unabhängige Forschungseinrichtungen haben jüngst in enger Zusammenarbeit mit dem LOS-Verbund Studien über die Wirksamkeit der pädagogischen Therapie in den LOS durchgeführt. Rund 7 000 Fragebögen wurden von Eltern ausgefüllt. Anonymisierte Testergebnisse von mehr als 48 000 Kindern aus den LOS konnten ausgewertet werden. Die Ergebnisse bestätigen den außerordentlich guten Fördererfolg im LOS.
Weitere Informationen unter www.los.de.