(ots) - Eine Mehrheit von Wirtschaftsprofessoren spricht
sich in einer Umfrage gegen eine gemeinsame Wirtschaftsregierung im
Euro-Raum aus. Die Umfrage wurde von der IW Consult im Auftrag der
Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) und der
WirtschaftsWoche (WiWo) durchgeführt. 60 von 96 Wissenschaftlern
glauben danach nicht, dass der Euro-Raum eine gemeinsame
Wirtschaftsregierung benötigt. 33 Experten stimmen aber dafür. Auch
eine gemeinsame Fiskalpolitik lehnen die meisten der befragten
Ökonomen ab (52 Gegenstimmen).
Besser wäre nach Expertenmeinung die Einführung nationaler
Schuldenbremsen mit Verfassungsrang. Dafür sprechen sich 81 Befragte
aus, nur 14 sind dagegen. "Langfristiges Vertrauen kann nur durch
langfristig bindende Reformen wiedergewonnen werden", erklärt dazu
Prof. Ulrich van Suntum, Direktor des Centrums für angewandte
Wirtschaftsforschung an der Universität Münster, der an der Umfrage
teilgenommen hat. "Wir brauchen einen Stabilitätspakt II, der die
Schuldenmacherei in allen Euroländern ein für alle Mal beendet",
fordert der Botschafter der INSM weiter.
Keine Lösung bietet aus Expertensicht die Vergemeinschaftung von
Schulden. Euro-Anleihen lehnen die befragten Professoren mehrheitlich
genauso ab, wie den Aufkauf von Staatsanleihen durch die EZB. "Die
Vergemeinschaftung von Schulden und Risiken widerspricht den
Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft. Am meisten hilft man Europa
mit glaubwürdigen Regeln, die das Subsidiaritätsprinzip wieder
herstellen", erklärt der INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr.
Beim Bund und den Ländern in Deutschland hätte die Schuldenbremse
schon Wirkung gezeigt. So schafft es Bayern als bestes westdeutsches
Bundesland bereits bis zum Jahr 2013 seinen Haushalt auszugleichen.
"Schuldenbremsen sind ein probates Mittel zur Eindämmung der
Staatsverschuldung", resümiert Pellengahr.
Uneinigkeit unter den Experten herrscht hingegen über den
geplanten dauerhaften Rettungsschirm für Euro-Staaten (ESM). 44
Professoren halten den ESM für sinnvoll, 50 Ökonomen glauben nicht,
dass ein permanenter Rettungsschirm die Euro-Zone stabilisiert. Die
Möglichkeit einer geordneten Insolvenz innerhalb des ESM-Regelwerks
befürworten aber 80 der 96 Professoren. "Wo die Märkte zum
Staatsbankrott tendieren, kann sich der Staat auch mit noch so großen
Summen nicht dagegen stemmen. Er kann nur versuchen, den
Staatsbankrott in geordnete Bahnen zu lenken, um so einen Neuanfang
zu erleichtern", sagt dazu der Umfrageteilnehmer Charles B. Blankart,
Professor für öffentliche Finanzen an der Humboldt-Universität
Berlin.
Für das Expertenvotum des INSM-Deutschland-Checks hat die IW
Consult, eine Tochtergesellschaft des Instituts der deutschen
Wirtschaft Köln, 96 Professoren für Wirtschaftswissenschaften an
deutschen Universitäten zwischen dem 19. und 29. September 2011
online befragt. Die Umfrage ist Teil des Deutschland-Checks, einer
Dauerstudie im Auftrag der INSM und der WirtschaftsWoche.
Mehr Informationen im Internet unter www.deutschland-check.de
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Projektleitung: Marc Feist, 030 / 27877-175, feist(at)insm.de
Pressesprecher: Florian von Hennet, Telefon 030 / 27877-174,
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Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ist ein überparteiliches
Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Sie wirbt für die
Grundsätze der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland und gibt
Anstöße für eine moderne marktwirtschaftliche Politik. Die INSM wird
von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektro-Industrie
finanziert.