(ots) - Es gilt das gesprochene Wort!
Christen sind frei zu hoffnungsvoller und zuversichtlicher
Gestaltung der Welt, erklärte die Präses der Synode der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD), Katrin Göring-Eckardt, am Sonntag, 6.
November, in Magdeburg. "Gott befreit uns aus Angst, Verzagtheit,
falschen Abhängigkeiten und kräftezehrendem Aktionismus. Er macht uns
frei zu hoffnungsvoller und zuversichtlicher Gestaltung unserer
Welt", sagte sie in ihrem Bericht vor der heute eröffneten 4. Tagung
der 11. Synode der EKD. "Auch im Blick auf die komplexen
Zusammenhänge an den Finanzmärkten sind wir überzeugt, dass der
Mensch seine Welt gestalten kann und soll."
Das europäische Projekt sei nach dem Zweiten Weltkrieg gerade von
Christinnen und Christen gegründet worden gegen Nationalchauvinismus
und als Bollwerk des Friedens. "Heute droht Europa zu einer
Wenn-Dann-Gemeinschaft von Fordern und Ãœberfordern, von Antagonismen
und Antipathien zu werden." Europa vibriere, so Katrin Göring-Eckardt
und die Frage sei: "Bewahren wir ein Europa der Offenheit, der
Solidarität und des Friedens? Und haben wir als Christinnen und
Christen darin einen Auftrag und eine Möglichkeit, die über Appelle
gegen die Gier und für Zusammenhalt hinaus gehen?"
Im Rückblick auf die Begegnung der EKD mit Papst Benedikt XVI. im
September im Erfurter Augustinerkloster betonte die Synoden-Präses:
"Die Ökumene ist und bleibt eine der wichtigsten Aufgaben für uns.
Aufeinander zu hören und zuzugehen, miteinander zu reden und auch
miteinander zu feiern - das ist unser Auftrag." Sie hoffe, dass beide
Konfessionen gemeinsam auf das Reformationsjubiläum 2017 zugehen, um
gemeinsam theologisch über die Reformation und ihre Bedeutung für
alle Kirchen nachzudenken. "Denn wir feiern nicht die Trennungen der
Kirche, sondern die Wiederentdeckung des Evangeliums, die den
Menschen die Angst nahm, wir feiern die Einkehr bei Gott, der in
Christus Mensch wurde. Und wir feiern den Aufbruch in eine Welt, die
freie, selbstbewusste und verantwortliche Menschen braucht."
2017 solle ein unvergessliches Jahr werden: "Wir wollen groß
feiern." Das Reformationsjubiläum könne zu einem besonderen Zeugnis
der Gemeinsamkeit im Protestantismus werden, und wer die Planungen
als "pures Event" diffamiere, der übersehe: "Größe, Vielzahl,
Gemeinschaft, das sind keine Gegensätze zur Innerlichkeit und
Inbrunst, zu Ernsthaftigkeit und Gottessehnsucht." Die Erfahrung
christlicher Freiheit erschüttere nicht nur Mauern. "Es ist die
Freiheit, die uns sagen lässt: Wir wissen von Umbrüchen und auch von
Rückschritten. Aber wir sind nicht ohnmächtig ausgeliefert, wir
müssen nicht in Angst und Trauer ertrinken. Sondern wir wissen immer
wieder von der Hoffnung und können zuversichtlich sprechen: Die
Reformation hat uns frei gemacht zu zweifeln und zu glauben."
In allen Vorbereitungen müsse erkennbar bleiben: "Wir sind eine
überfließende Kirche, die Gottes Güte als Quelle kennt. Nicht nur,
aber gerade auf dem Weg zum Jahr 2017 braucht es mehr von diesem
Inneren, Erfüllenden, vom Theologischen, von dem, was vom Himmel
kommt. Wir wollen aussprechen und bezeugen, was wir geschenkt bekamen
und was wir weiter geben können."
Die Synoden-Präses ging in ihrem Bericht auch auf den
Reformprozess der evangelischen Kirche ein. "Reformen bleiben nötig
und wir sind überzeugt, trotz mancher Reformmüdigkeit und auch einmal
Verdruss, sie werden uns stärker und freier machen." Die
Reformzentren zur Qualität im Gottesdienst, zur Mission in der Region
und zur evangelischen Predigtkultur "entfalten Wirkung in Bereichen,
über die zu sprechen uns lange schwer gefallen ist: Wie steht es um
die Qualität unserer Arbeit? Machen unsere Predigten neugierig auf
mehr? Und wie viel Gemeinschaft mit den Nachbargemeinden in der
Region gelingt?" Die in diesem Jahr erstmals veranstaltete
"Landkirchenkonferenz" bezeichnete die Präses als "Kleinod des
Reformprozesses". In fröhlicher Aufbruchsstimmung seien die
Herausforderungen der so genannten ausgedünnten Räume diskutiert
worden. "Ein Fazit der Tagung ist: Vieles wird sich ändern und ändern
müssen, Aufbrüche müssen gewagt werden. Von manchem Liebgewonnenen
werden wir uns auch schmerzlich verabschieden müssen, damit die
Kirche wirklich im Dorf bleiben kann. Wandernde Prediger, große
Regionalfeiern, verlässliche Erreichbarkeit und engagierte
Ehrenamtliche wurden fröhlich zusammengedacht."
Es brauche langen Atem bei allen Reformanstrengungen.
"Strukturveränderungen, Zusammenlegungen, Kürzungen, Leuchttürme. All
das ist notwendig, unverkennbar, unumgehbar. Aber: Wir sind eben
nicht irgendeine Organisation, wir sind Kirche, evangelisch."
Magdeburg, 6. November 2011
Pressestelle der EKD
Silke Römhild
Sie finden den mündlichen Präsidiumsbericht unter: http://www.ekd.
de/synode2011/berichte/bas_standard_synode2011_praesidiumsbericht.htm
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