(ots) - Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat
am heutigen Montag vor der Synode in Magdeburg den Kundgebungsentwurf
für das diesjährige Schwerpunktthema eingebracht. Der Entwurf der
Kundgebung trägt den Titel: "'Was hindert's, dass ich Christ werde' -
Missionarische Impulse". Meister, der als Vorsitzender des
Vorbereitungsausschusses sprach, machte deutlich, dass es beim Thema
Mission nicht um eine "christliche Motivationsstrategie" gehe, noch
um die "Rekrutierung neuer Kirchenmitglieder". Mission sei vielmehr
eine "heilsame Besinnung auf Christus als Grund und Gegenstand des
Glaubens", sei. Christliche Mission spüre sowohl "ihrem eigenen
Herzschlag" nach, aber nehme gleichzeitig auch "offen" wahr, was
Menschen ihr zu sagen haben und was die Gesellschaft heute bewege. Im
Blick auf aktuelle gesellschaftliche Themen wie Ökologie und
Ökonomie, aber auch im Blick auf das Individuum habe sich heute ein
"Gefühl von Selbstüberforderung und Erschöpfung" breit gemacht,
diagnostizierte Meister. Die europäische Finanzmarkt- und
Schuldenkrise, das "Dauerthema der vergangenen Monate", stehe für
eine "Grunddimension kritisch wahrgenommener Gegenwart", die der
Landesbischof so zusammenfasste: "Wir leben in vielerlei Hinsicht
über unsere Verhältnisse." Die christliche Botschaft sei inmitten
dieses Grundgefühls ein "Ruf zur Umkehr und zum Sinneswandel". Das
Evangelium sei ein Krisen-Ruf. Aber im Evangelium sei in "grundlegend
anderer Weise" von Krise die Rede, nämlich: "wahrhaftig, befreiend,
zum Leben bestärkend". Die christliche Botschaft, so Meister weiter,
verliere sich nicht in einem "apokalyptischen Szenario" und leiste
sich nicht den Luxus "feuilletonistischer Hoffnungslosigkeit", in dem
sie sich der Erschöpfung hingebe, sondern probe "den christlichen
Aufstand gegen innere und äußere Leerstände." Dabei sei entscheidend,
dass das Evangelium bewusst im Blick auf die "prägenden Erfahrungen
der Menschen in unserem Land" zur Sprache gebracht werde. Die
Verkündigung solle, so Meister, weder "dramatisieren", noch "mit
guten Ratschlägen verharmlosen", sondern vielmehr vom "Grund unserer
Glaubenshoffnung" zeugen. Meister nannte in diesem Zusammenhang den
Satz Jesu aus dem Johannesevangelium:"In der Welt habt ihr Angst,
aber seid getrost ich habe die Welt überwunden." (Joh 16, 33) Wer das
Evangelium gerade auch als Gegenüber der Kirche ernst nehme, so
Meister weiter, müsse zugeben, dass "Angst vor Veränderung, Flucht in
Geschäftigkeit und Konzentrationsverlust" nicht nur Phänomene der
Gesellschaft seien, sondern auch die Kirchen prägten. So eine Haltung
verstelle Menschen den Zugang zum Evangelium. Die einzugestehen, sei
"eine befreiende Wahrheit", die helfe, Kirche zu verändern, denn, so
der Landesbischof: "In unserer Kirche ist oft viel von emsiger
Angestrengtheit zu spüren. Viel von den Mühen, institutionelle
Strukturen zu reformieren." Die geistliche Herausforderung der Kirche
am Anfang des 21. Jahrhunderts sei jedoch laut Meister eine andere,
nämlich "geistliche Konzentration und eine konsequente Ausrichtung
auf das Zentrum, auf Gott und Christus selbst." Mission müsse die
Kirche verstehen als "Aufbruch, um Zeit und Raum für das Eigentliche,
das Wesentliche zu schaffen, für die Begegnung mit dem auferstandenen
Christus." Gleichzeitig sei es wichtig, eine aktionistische
Engführung in Sachen Mission zu vermeiden, denn, so der
Landesbischof: "Man kann nicht jemanden missionieren. Missionieren
ist kein transitives Verb, Mission macht nicht Menschen zum Objekt,
sondern zum Subjekt." Bei Mission gehe es immer um die Freiheit des
Gegenübers. Insofern sei eine Mission, die sich am Evangelium von
Jesus Christus orientiere, "fröhlich, zugewandt und kommunikativ
freie Mission." Sie bringe sich kritisch in die allgemeine Diskussion
von Kultur, Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft, Lebensstil ein.
Mission solle exemplarisch die "Kultur heilsamer Unterbrechung, einen
bewussten Lebensstil" sowie "das Engagement für andere", befördern,
so der Vorsitzende des Vorbereitungsausschusses abschließend.
Magdeburg, 07. November 2011
Pressestelle der EKD Reinhard Mawick
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