(ots) - Jürgen Klinsmann im Exklusivinterview mit Yahoo!
Eurosport über seine Arbeit mit der neuen Mannschaft, seinen Alltag
und seine Ziele.
Ãœber Yahoo! Eurosport
Yahoo! Eurosport (www.yahoo.de/eurosport) ist heute mit mehr als 2
Millionen Nutzern (Quelle: comScore, September 2011) eine der größten
Sportseiten in Deutschland und verzeichnete allein im ersten Halbjahr
2011 ein Wachstum um mehr als 50 Prozent. Seit 2007 bietet die
Online-Plattform Sportbegeisterten neben hochwertigen Informationen
die Möglichkeit, sich direkt mit anderen Fans auszutauschen. Während
Eurosport als erfolgreichstes Spartenprogramm Europas und einziges
deutsches Vollsportprogramm hochwertige Inhalte und
Redaktionsexpertise in die Kooperation einbringt, stellt Yahoo! als
führendes digitales Medienunternehmen sein umfassendes
Internet-Know-how und entsprechende Community-Services zur Verfügung.
Das Interview im Wortlaut, freier Abdruck mit Nennung der Quelle
"Yahoo! Eurosport":
Yahoo! Eurosport: Herr Klinsmann, Sie sind einer der Trainer von
Nationalmannschaften, die nicht dieselbe Nationalität haben, wie das
Land, das sie trainieren. Was haben Sie gefühlt, als Sie das erste
Mal die Hymne gehört haben?
Jürgen Klinsmann: Die Nationalhymne der USA zu hören, war ein
schönes Gefühl. Meine Familie ist mehr amerikanisch als deutsch.
Meine Frau ist ohnehin Amerikanerin, und meine Kinder sind
hauptsächlich in Kalifornien aufgewachsen. Als ich zum ersten Spiel
die Hymne an der Seitenlinie miterlebt habe, war das schon etwas
Besonderes. Das hat mich stolz gemacht.
Wie sieht Ihr Alltag aus?
Klinsmann: Es sind lange, aber schöne Arbeitstage. Für einen
Nationaltrainer ist es normal, dass er viel telefoniert und über
E-Mails und SMS kommuniziert. Es steckt viel Korrespondenz in der
Arbeit, man muss mit den Spielern und Verantwortlichen in Kontakt
bleiben. Das ist natürlich auch faszinierend - man hat immer ein Auge
auf die verschiedenen Ligen. Letztlich werden die Spieler in den
Klubs geformt, wir nehmen sie mit dieser Basis auf. Außerdem planen
wir jetzt schon unseren Kalender für 2012 und 2013 mit der Hoffnung,
uns für die WM 2014 in Brasilien zu qualifizieren.
Sie sind ein Prozesstrainer. Bei der DFB-Elf hat Ihr Prozess
gewirkt, in München wurde er beendet. Ist die Tätigkeit als
Nationaltrainer für Sie sinnvoller?
Klinsmann: Es ist immer faszinierend, egal ob man einen Klub oder
eine Nationalmannschaft trainiert. Die Arbeit dreht sich in erster
Linie um den menschlichen Umgang mit Spielern - und der macht einfach
Spaß. Wenn man selbst Fußballer war, das in sich trägt und auch den
Antrieb hat, Spiele gewinnen zu wollen, sind Ergebnisse immer
wichtig. Nur so kann Glaubwürdigkeit und Selbstvertrauen geschaffen
werden. Daher haben wir das Bestreben, selbst wenn sich der Prozess
langfristig entwickeln muss, unsere Spiele zu gewinnen. Man muss die
Balance zwischen Entwicklung und Erfolg finden.
Welche Spielphilosophie verfolgen Sie mit den USA?
Klinsmann: Wir müssen uns dem anpassen, was die Weltspitze spielt.
Deutschland, Spanien, Holland oder Frankreich können ein gewisses
Tempo spielen, daran orientieren wir uns. Wir möchten aber auch einen
Stil entwickeln, der zu Amerika passt und den Amerikanern das Gefühl
gibt, dass sie sich mit dieser Mannschaft identifizieren können. Ein
Amerikaner hat grundlegende Eigenschaften: Er ist ambitioniert,
ungeduldig und reagiert nicht gerne auf seinen Gegner. Er diktiert
die Dinge gerne selbst und attackiert. Deswegen hoffen wir, dass wir
uns qualitativ dort hinarbeiten, wo andere Nationen schon sind. Ziel
ist es, sie dann auch irgendwann zu schlagen.
Wo steht der Fußball generell in Amerika?
Klinsmann: Die Liga ist finanziell und von der Infrastruktur her
stabil, da gibt es keine Risiken mehr. Die große Erwartung ist jetzt,
das Produkt Fußball auf ein besseres Niveau zu bekommen. Dafür wird
viel investiert. Große Spieler wie Thierry Henry, Robbie Keane oder
David Beckham bereichern die Liga. Aber das Spiel an sich muss noch
besser werden.
Ist Beckham nicht schon eher ein Auslaufmodell?
Klinsmann: David Beckham ist eine ganz besondere Persönlichkeit.
Er kann viel zu einem Umfeld beitragen. Er hat unvorstellbar viel für
den amerikanischen Fußball geleistet. Beckham hat unglaubliche
Stärken, die Schwächen, die er hat, muss ein anderer abdecken. Aber
man wird bei der Person David Beckham immer wieder überrascht. Ich
finde es faszinierend, was er in seiner Karriere geleistet hat. Er
hat das große Ziel, bei den Olympischen Spielen 2012 in London zu
spielen, das traue ich ihm auch zu.
Wie sehr haben Sie damit zu kämpfen, dass der Fußball in den USA
nicht die Sportart Nummer eins ist?
Klinsmann: Football, Basketball, Baseball und Eishockey liegen
weit vor dem Fußball, das ist uns bewusst. Aber das ist kein Problem.
Das Land ist so groß und hat über 300 Millionen Einwohner. Das
beinhaltet natürlich eine große Interessenvielfalt, die auch Platz
bietet. Millionen von Kindern spielen Fußball, die Profiliga hat 19
Vereine mit Investoren, die sich weltweit sehen lassen können. Das
Medieninteresse wächst, wir haben allein fünf Fußball-Kanäle im
Fernsehen. Der Fußball kann also nur wachsen. Er wird in den nächsten
Jahren immer wichtiger.
In Ihr Gebiet fällt auch Talentförderung. Wie schwierig gestaltet
sich die, vor allem auch wegen des klassisch amerikanischen
College-Systems?
Klinsmann: Da findet jetzt eine Umwandlung statt, in der alles,
was für die jungen Spieler gemacht wird, nicht nur an Universitäten,
sondern auch in Vereinen stattfindet. Das Schulsystem ist mehr und
mehr außen vor. Die richtigen Talente müssen dies gar nicht mehr
durchlaufen. Sie gehen direkt in den Profibereich. Das ist eine
Neuheit der letzten Jahre. Für mich besteht jetzt die reizvolle
Aufgabe darin, für echte Talente den Sprung in den Profibereich zu
ermöglichen. Die erste Stufe ist dabei die MLS, dann muss das Ziel
Europa sein. Dort wird nun mal die Musik gespielt.
In diese Richtung geht auch die Maßnahme, die Sie im Moment
durchführen. Parallel zu den Spielen der A-Elf in Frankreich und
Slowenien, ist die U23 in Deutschland in einem Trainingslager in der
Nähe von Hoffenheim, wo sie zuletzt einige Spieler für das US-Team
gewinnen konnten. Müssen Rainer Adrion oder Jogi Löw Angst haben,
dass demnächst alle U21-Nationalspieler mit amerikanischem
Migrationshintergrund in die A-Nationalmannschaft der USA wechseln?
Klinsmann: Nein. Aber es ist natürlich aus amerikanischer Sicht
eine interessante Entwicklung. Es bildet sich eine Generation heraus,
die aus Militärkindern besteht. Das sind Kinder, die aufgrund der
Stationierung amerikanischer Truppen in verschiedensten Ländern die
jeweiligen Jugendsysteme durchlaufen haben und jetzt richtig gut
Fußball spielen. Die wollen wir natürlich aufnehmen und beobachten
die Entwicklungen.
Das heißt konkret?
Klinsmann: Man sieht es an unserem Kader für das Spiel gegen
Frankreich. Da sind vier Spieler dabei, die eben einen solchen
Hintergrund haben. Timothy Chandler, Danny Williams, Fabian Johnson
und Alfredo Morales sind eigentlich mehr europäisch als amerikanisch
und verfügen über eine Menge Qualität. Andere Länder wie
beispielsweise Frankreich haben solche Entwicklungen anders
durchgemacht. Die Franzosen haben 1998 mit Zinedine Zidane, Youri
Djorkaeff oder Lilian Thuram die WM gewonnen. Oder Deutschland hat
vor der WM 2006 Lukas Podolski und Miroslav Klose ins Team geholt,
mit Sami Khedira oder Mesut Özil ging es weiter. Da spielt die
Globalisierung eine immer größere Rolle. Wir haben ein weltweites
Scouting-System, das die Entwicklungen genau beobachtet. Wenn wir
also beispielsweise in Buenos Aires einen Jungen finden, der gut
Fußball spielt und Halb-Amerikaner ist, werden wir ihn einladen.
Sie planen, Spieler im Winter in Europa zu "parken". Wie soll das
funktionieren?
Klinsmann: Die Liga in den USA geht nur von März bis November. Für
Nationalspieler ist das nicht ausreichend. Die müssen elf Monate im
Jahr spielen, sonst verlieren sie zu viel an körperlicher Substanz.
Daher möchte ich, dass die Nationalspieler, die noch in den USA
spielen, nach dem Saisonende drei bis vier Wochen weiter trainieren.
Das läuft natürlich unter der Regie von europäischen Trainern und
Klubs am besten. Dort können die Spieler viel lernen und im Dezember
können sie dann in ihren wohlverdienten Urlaub gehen. Im Januar ziehe
ich sie schon wieder alle zusammen.
Gibt es schon Kooperationen?
Klinsmann: Wir haben inzwischen ein weites Netz an Verbindungen
aufgebaut, ob zu Bundesliga-Klubs oder in die Premier League. Die
Spieler sind im Prinzip eingeteilt. Wir haben mit Brek Shea ein
besonderes Talent. Shea ist ein 21-jähriger Außenstürmer und bei ihm
haben wir die Zustimmung von Arsène Wenger, dass er bei Arsenal
London ein paar Wochen trainieren darf. Das sind für uns natürlich
Highlights. Ich glaube, da haben die Spieler auch gemerkt, dass ich
mit ein paar Telefonaten einiges in Gang setzen kann. Letztlich hängt
aber alles von der Bereitschaft der Vereine ab, unsere Spieler
aufzunehmen. Aber: Die Talente und die Qualität werden immer besser
und dadurch wird der amerikanische Markt für europäische Klubs
interessanter.
Das Interview finden Sie auf Yahoo! Eurosport unter
http://ots.de/855k5.
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