(ots) -
- Gründungen starten kleiner als im Krisenjahr 2009
- Junge Unternehmen profitieren stärker als Gründungen vom guten
Finanzierungsumfeld
- Deutliche Mehrheit der jungen Unternehmen plant Umsatzexpansion
in den nächsten drei Jahren
Das starke Wirtschaftswachstum im Jahr 2010 und die gute
Arbeitsmarktsituation haben sich auf wirtschaftsaktive Gründungen und
junge Unternehmen unterschiedlich ausgewirkt: Im Jahr 2010 wurden
häufiger solche Gründungen realisiert, die es in der Krise aufgrund
mangelnder Erfolgsaussichten vermutlich nicht gegeben hätte. Diese
Gründungen waren weniger innovativ, weniger umsatzstark und schufen
weniger Beschäftigung als Gründungen im Jahr zuvor. Die vor oder
während der Finanz- und Wirtschaftskrise gegründeten Untenehmen
profitierten vom Aufschwung. Dies sind Hauptergebnisse des
KfW/ZEW-Gründungspanels, die Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW
Bankengruppe, zusammen mit Dr. Georg Licht, Leiter des
Forschungsbereichs Industrieökonomik am ZEW, und Michael Bretz,
Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, heute in Frankfurt
vorstellte.
Trotz der guten Wirtschaftslage wurden von Gründungen des Jahres
2010 rund 90.000 vollzeitäquivalente Arbeitsplätze (inkl. der
Gründerpersonen) weniger geschaffen als im Vorjahr. Insgesamt waren
es rund 460.000 Stellen. "Etablierte Unternehmen bieten tendenziell
eine höhere Arbeitsplatzsicherheit sowie höhere Löhne. Daher waren
neu gegründete Unternehmen für Arbeitssuchende im vergangenen Jahr
weniger attraktiv. Für die Gründungen dürfte es daher schwerer
gewesen sein, qualifizierte Arbeitnehmer für ihr Unternehmen zu
finden", sagte Dr. Georg Licht.
Die kleinere Größe spiegelt sich auch in den Umsatzzahlen wider:
Die Gründungen erzielten im ersten Jahr ihres Bestehens im
Durchschnitt einen Umsatz von 144.000 EUR, während es im Jahr zuvor
noch 192.000 EUR gewesen waren. Sie waren zudem weniger innovativ:
Lediglich 12 % der Gründungen des Jahres 2010 begannen ihre
Geschäftstätigkeit mit der Einführung einer Marktneuheit, während es
im Krisenjahr 2009 noch 16 % waren. Vermutlich haben viele neu
gegründete Unternehmen aufgrund der günstigen makroökonomischen
Nachfragebedingungen erwartet, auch mit bewährten Produkten genügend
Kunden zu gewinnen.
Im Gegensatz zu den Gründungen profitierten Unternehmen im zweiten
bis vierten Geschäftsjahr vom Wirtschaftsaufschwung. Sie wiesen
höhere Umsätze auf als gleichaltrige Unternehmen ein Jahr zuvor
(durchschnittlicher Umsatz 2010: 355.000 EUR, 2009: 300.000 EUR) und
konnten ähnlich schnell Beschäftigung aufbauen wie gleichaltrige
Unternehmen ein Jahr zuvor (durchschnittliche Anzahl
vollzeitäquivalenter Stellen Ende 2010: 3,6 2009: 3,5). Allerdings
haben die Unternehmen im zweiten bis vierten Geschäftsjahr ihre
Innovationstätigkeit zurückgefahren und im Durchschnitt weniger für
Forschung und Entwicklung ausgegeben (2010: 33.000 EUR, 2009: 41.000
EUR)
Das Investitionsklima für junge Unternehmen hat sich im Jahr 2010
gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert. Mehr Unternehmen im zweiten
bis vierten Geschäftsjahr haben investiert (2010: 64 %; 2009: 54 %),
auch wenn sie ihr Investitionsvolumen im Vergleich zu den
gleichaltrigen Unternehmen im Vorjahr nicht ausgeweitet haben (Median
jeweils 10.000 EUR). "Damit junge Unternehmen gut gerüstet in die
Zukunft aufbrechen können, sind Investitionen zum Aufbau eines
Kapitalstocks erforderlich", sagte Michael Bretz. "Es ist daher eine
gute Nachricht, dass junge Unternehmen im Jahr 2010 ihre
Investitionsanstrengungen verstärkt und für positiven Schwung auf
ihren jeweiligen Märkten gesorgt haben."
Erwartungsgemäß sind die Finanzierungsschwierigkeiten im
vergangenen Jahr dank des Konjunkturaufschwungs zurückgegangen.
Insbesondere die älteren Gründungskohorten hatten seltener Probleme
bei der Beschaffung externer Finanzmittel. So ist der Anteil von
Unternehmen im zweiten bis vierten Geschäftsjahr, die über
Finanzierungsschwierigkeiten berichteten, um 4 Prozentpunkte auf 12 %
gesunken. Gründungen hingegen klagten im vergangenen Jahr in nahezu
identischer Intensität wie im Krisenjahr 2009 über
Finanzierungsprobleme (2010: 23 %, 2009: 25 % der Gründungen).
"Neu gegründete Unternehmen haben keine Unternehmenshistorie und
keine Evidenz der Marktakzeptanz - das macht die Fremdfinanzierung
risikoreich und Kreditinstitute zurückhaltend. Dies gilt unabhängig
der konjunkturellen Lage", sagte Dr. Norbert Irsch. "Daher ist ein
verlässliches Förderangebot für Gründungen sehr wichtig - in guten
und in weniger guten Zeiten -, damit neue Unternehmensprojekte und
Ideen passende Finanzierungen finden."
In den kommenden drei Jahren planen 71 % der wirtschaftsaktiven
jungen Unternehmen eine Umsatzausweitung. Allerdings stammt diese
Einschätzung aus dem Befragungszeitraum des Frühsommers 2011. Vor dem
Hintergrund der unübersehbaren Anzeichen für ein Ende des Aufschwungs
dürfte sich dieses Bild eingetrübt haben, dennoch belegt es die
positiven mittelfristigen Zukunftserwartungen der jungen Unternehmen.
Das KfW/ZEW-Gründungspanel
Mit dem KfW/ZEW-Gründungspanel schaffen die KfW Bankengruppe, das
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim und der
Verband der Vereine Creditreform eine Datenbasis, die als erster
Längsschnittsdatensatz in Deutschland die Entwicklung junger
Unternehmen vom Zeitpunkt ihrer Gründung an über mehrere Jahre
verfolgt und ein breites Spektrum unternehmens- und
personenspezifischer Informationen bereitstellt. Grundlage der
jährlich rund 6.000 Unternehmen umfassenden Stichprobe sind so
genannte wirtschaftsaktive Gründungen (=Unternehmen, die entweder in
das Handelsregister eingetragen sind, die für die Gründung auf
Fremdkapital, Handelskredite oder Ähnliches zurückgegriffen haben
oder die auf sonstige Weise aktiv in den Wirtschaftsprozess
eingebunden sind). Die so erfassten Unternehmensgründungen sind
tendenziell größer als diejenigen, die im breiten Gründungsgeschehen
unter Berücksichtung von Gründungen im Nebenerwerb und Freiberuflern
verzeichnet werden.
Die Studie "KfW/ZEW-Gründungspanel 2011" finden Sie im Internet
unter www.gruendungspanel.de
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