(ots) -
- German Private Equity Barometer verzeichnet Rekord-Rückgang
- Stimmungsabschwung sowohl bei Lageurteilen als auch bei
Geschäftserwartungen
- Spätphasensegment deutlich stärker betroffen als
Frühphasensegment
Der deutsche Beteiligungskapitalmarkt erlebte im Herbst einen
deutlichen Abschwung: Mit 30,4 Zählern ging das German Private Equity
Barometer, das die KfW gemeinsam mit dem BVK für das Handelsblatt
erstellt, so stark zurück wie noch nie in einem einzigen Quartal seit
Erhebungsbeginn im Jahr 2003. Zuletzt erreichte der Indikator nur
noch 29,2 Zähler und fiel damit auf das Stimmungsniveau des 4.
Quartals 2010 zurück. Gründe hierfür sind die schwache konjunkturelle
Entwicklung und die Verwerfungen auf den internationalen Anleihen-
und Aktienmärkten im Zuge der Staatsschuldenkrise: Die Financiers
erleben in diesem Zusammenhang ein deutlich erschwertes Fundraising,
verzeichnen höheren Abschreibungsbedarf und treffen auf schlechtere
Exitoptionen.
Die Marktteilnehmer beurteilten zuletzt sowohl die aktuelle
Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen deutlich schlechter
als noch im Sommer. Insbesondere die negative Einschätzung künftiger
Geschäfte signalisiert, dass der deutsche Beteiligungsmarkt in die
Abschwungphase eingetreten ist.
Die Stimmung unter den Spätphasenfinanzierern des
Beteiligungskapitalmarktes litt deutlich stärker als die der
Frühphasenfinanzierer: Das Geschäftsklima im Later-Stage-Segment ging
um 41,9 auf 22,9 Zähler zurück. Dabei entwickelte sich die
Geschäftslage (-26,6 auf 33,5 Zähler) deutlich, die
Geschäftserwartungen (-57,2 auf 12,4 Zähler) sogar drastisch
rückläufig. Grund hierfür ist die typische Finanzierungsstruktur im
Later-Stage-Bereich, vor allem bei Buy-Outs, die in der Regel Zugang
zu Fremdkapital benötigen: Im Umfeld der Eurokrise hat sich dieser
Zugang für die Beteiligungsunternehmen verschlechtert.
Unter den Frühphasenfinanzierern sank die Stimmung um 15,8 Zähler
auf 37,8 Punkten. Die Beurteilung der Geschäftslage ging um 18,1 auf
31,1 Zähler zurück. In den kommenden sechs Monaten rechnen die
Wagniskapitalunternehmen lediglich mit einer leichten Verbesserung
ihrer Lage. Dennoch gibt es in diesem Marktsegment auch Lichtblicke:
Als positiven Nebeneffekt der abkühlenden Konjunktur erleben die
Frühphasenfinanzierer günstigere Einstiegspreise - und sie berichten
stärker als im Vorquartal vom Zugang qualitativ hochwertiger
Investmentproposals.
"Der Einbruch des German Private Equity Barometers ist
außergewöhnlich massiv", sagt Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe Dr.
Norbert Irsch. "Sowohl das Tempo als auch die Tiefe des Einbruchs
lassen befürchten, dass sich der Stimmungsabschwung stark auf die
Investitionstätigkeit der Beteiligungsunternehmen niederschlagen wird
- mit mittel- und langfristig negativen Folgen für Innovation und
Wachstum. Die EU-Politik muss endlich eine überzeugende Strategie zur
Lösung der Eurokrise vorlegen, um wieder Vertrauen in die Märkte
bringen." BVK-Geschäftsführerin Ulrike Hinrichs sagte: "Der
Stimmungseinbruch auf dem Beteiligungsmarkt kam aufgrund der
eingetrübten gesamtwirtschaftlichen Lage und der Wirren der
Euro-Krise wenig überraschend. Der Private Equity-Markt kann sich als
Teil der international vernetzten Kapitalmärkte nicht abkoppeln."
Beide hoffen, dass die Politik eine nachhaltige Lösung für den
Euro-Raum findet, anderenfalls dürfte sich die Krisenspirale weiter
drehen. .
Das aktuelle German Private Equity Barometer steht unter
www.kfw.de/research zum Download zur Verfügung.
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