(ots) -
- Weltmarkt für Nutzfahrzeuge wächst, bleibt aber volatil
- Globalisierung geht in die nächste Runde
- E-Trucks werden zum Milliardenmarkt
- Mit neuen Geschäftsmodellen mehr Differenzierung schaffen
Nutzfahrzeughersteller stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Ob
nachhaltige Verbesserung der Profitsituation in unsicheren
wirtschaftlichen Zeiten, verstärkte Globalisierung, umweltfreundliche
Trucks oder innovative LKW-Vernetzung - den CEOs gehen die Topthemen
in den nächsten Jahren nicht aus. Wollen sie der Wirtschafts- und
Schuldenkrise die Stirn bieten und zugleich von den immensen
Marktpotenzialen der Zukunft profitieren, müssen sie Größenvorteile
konsequenter in Gewinne ummünzen, mit einer "Emerging Market Strategy
2.0" neue Wachstumsmärkte erobern, die Entwicklung alternativer
Antriebe für den "grünen" LKW vorantreiben und sich beim "Connected
Truck" die Spitzenposition sichern. Zugleich gilt es, in den
etablierten Märkten mit einem hochwertigen, differenzierten
Lösungsangebot Mehrwert für den Kunden zu schaffen und ihn so
langfristig zu binden. Dies sind Ergebnisse der aktuellen Oliver
Wyman-Studie "Commercial Vehicles 2020: Going Green, Growing Global".
Der weltweite Nutzfahrzeugmarkt hat sich nach der Krise 2009
erholt. Zwar bremst die Branche gerade ein. Noch aber könnten sich
die optimistischen Prognosen für 2011 bewahrheiten, die einen Absatz
von rund 2,6 Millionen LKWs sehen - im Spitzenjahr 2007 wurden 2,3
Millionen verkauft, 2009 lediglich 1,8 Millionen. Verantwortlich für
die zuletzt positive Entwicklung sind insbesondere die BRIC-Länder,
allen voran China. Die Volksrepublik ist bei LKWs über sechs Tonnen
mit verkauften 1,2 Millionen Fahrzeugen mittlerweile der größte Markt
der Welt. Dennoch bleibt der Gesamtmarkt für Nutzfahrzeuge volatil
und die Unsicherheit damit groß. Gerade in China lässt die
Wachstumsdynamik bereits nach.
Profitabilität sichern
Insgesamt werden die Konjunkturzyklen künftig kürzer und die Ups
und Downs stärker. Entsprechend müssen die etablierten Hersteller in
der Lage sein, ihre Produktionskapazitäten flexibel anzupassen.
Darüber hinaus sollten sie nicht-differenzierende
Wertschöpfungsschritte und Aktivitäten, die nicht Kernkompetenz sind,
auslagern sowie das After-Sales-Geschäft absichern. Noch wichtiger
aber ist, dass sie ihre Profitsituation nachhaltig verbessern.
"Gerade die etablierten Nutzfahrzeugproduzenten schaffen es bislang
nicht, ihre Größenvorteile in bare Münze umzusetzen", betont Wolfgang
Krenz, Partner bei Oliver Wyman. "Es ist an der Zeit, eine klare
Plattformstrategie zu fahren, die Produktkosten rigoros zu senken,
die Herstellungsabläufe effizienter zu gestalten und eine
schlagkräftige globale Organisation zu formen."
Emerging Markets 2.0
Globalisierung nimmt neue Dimensionen an. In China und Russland
wird die Infrastruktur mehr und mehr ausgebaut. Infolgedessen steigt
das Volumen des Straßengütertransports. Auch die Transportunternehmen
selbst werden professioneller. Zugleich wachsen ihre Anforderungen an
Produkt- und Servicequalität - und damit auch die Budgets. Dadurch
entsteht ein lukratives "Mittelklasse"-Segment. Dieses wird bis zum
Jahr 2020 mehr als 30 Prozent des Nutzfahrzeugmarkts beider Länder
ausmachen. Um von diesem Geschäft profitieren zu können, müssen sich
westliche OEMs mit den richtigen Produkten etablieren und lokale
Vertriebs- und Servicenetze aufbauen. Zudem gewinnen neue
Wachstumsregionen wie Südostasien, Mittlerer Osten und Afrika
langfristig an Bedeutung. Starke Hersteller vor allem aus China
verschaffen sich schon heute eine starke Ausgangsposition. Dagegen
laufen die westlichen Produzenten Gefahr, die Chancen der Emerging
Markets 2.0 zu verpassen. "Die etablierten Hersteller müssen
schnellstmöglich die Tür zu diesen Märkten aufstoßen und eine klare
Produktions- und Absatzstrategie entwickeln", erklärt Romed Kelp,
Partner bei Oliver Wyman. "Mehr denn je ist das Gebot der Stunde:
Grow global!"
Schlüsseltrend "grün"
Angesichts wachsender Transportvolumina, verschärfter
Abgasregulierung, emissionsfreier Megacitys sowie steigender und
schwankender Kraftstoffpreise geraten auch die Nutzfahrzeughersteller
unter Zugzwang. Bis 2020 müssen die besten OEMs "grün" sein - indem
sie sowohl "grüne" Trucks entwickeln, herstellen und vertreiben als
auch "grüne" Prozesse haben und ein entsprechendes Image aufbauen.
Dies setzt unter anderem mehr Kraftstoffeffizienz durch
beispielsweise bessere Aerodynamik bei XXL-Lastzügen oder eine
intelligente, IT-basierte Fahrer-Fahrzeug-Schnittstelle voraus. Ein
wichtiger Faktor sind alternative Antriebskonzepte, allen voran die
hybrid-elektrische Antriebstechnologie. Entwicklung, Produktion und
Vermarktung von hybrid-elektrischen Trucks werden einen wesentlichen
Einfluss auf das "grüne" Image haben. Doch auch Organisationsprozesse
und Wertschöpfungskette müssen entsprechend ausgerichtet werden.
Strategische Partnerschaften gewinnen in dem Zusammenhang immer mehr
an Gewicht. Der Aufwand lohnt sich. Immerhin wird sich laut Oliver
Wyman-Studie das weltweite Marktpotenzial der hybrid-elektrischen
Antriebssysteme für Trucks bei günstigem Eintrittsszenario im Jahr
2020 auf mehr als sieben Milliarden Euro belaufen.
Kundenorientierte Lösungen
In den etablierten Märkten ist der Truck an sich zunehmend
Commodity. Die Hersteller müssen hier verstärkt auf Lösungen setzen,
die den wahrgenommenen Wert für den Kunden optimieren. Dies umfasst
attraktive Werkstattangebote ebenso wie Zusatzdienstleistungen in
Form von "Uptime"- beziehungsweise Mobilitätsgarantien und
24-Stunden-Service, intelligentem Flottenmanagement oder
Vermietungskonzepten. Der Oliver Wyman-Studie zufolge könnte 2020
vorsichtig geschätzt bereits jeder fünfte Truck gemietet sein.
Darüber hinaus wird der "Connected Truck" zum wichtigen
Wachstumstreiber. Neue Technologien, Apps und Services gewährleisten
eine umfassende Vernetzung und erhöhen so Sicherheit, Komfort sowie
Kommunikation in den Nutzfahrzeugen. Zu den Treibern für die
Marktdurchdringung von Telematik gehören Remote Diagnostics.
Insgesamt wird mit Telematiksystemen für Trucks im Jahr 2020 ein
Marktvolumen von mehr als drei Milliarden Euro erreicht sein (2010:
1,1 Milliarden Euro). Um an diesem Geschäftsfeld partizipieren zu
können, müssen die OEMs ihre bislang weitgehend geschlossenen Systeme
für Applikationen öffnen sowie neue Geschäfts- und Preismodelle
entwickeln. "Die Agenda der CEOs ist gut gefüllt", so Romed Kelp.
"Nur mit klugen Strategien lassen sich struktureller wie
technologischer Wandel im Nutzfahrzeugmarkt von morgen bewältigen."
ÃœBER OLIVER WYMAN
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