(ots) - Mit einem Durchschnittstempo von 64
Stundenkilometern haben sich zuletzt Autos und Laster von der
Odergrenze Richtung Poznan (Posen) bewegt. Wenn sie sich denn bewegt
haben. Denn Durchschnitt heißt: Oft ging gar nichts mehr östlich von
Swiecko. Das wird mit der Freigabe für das neue
100-Kilometer-Teilstück der Autobahn 2 ab sofort anders. Und das ist
Grund zum Feiern! Ganz allmählich bilden sich zwischen Berlin und
Warschau Verkehrsverhältnisse heraus, die der Bedeutung dieser Region
im Herzen Europas angemessen sind. Selbst Umweltschützer sollte dies
freuen. Es ist zwar auf Dauer nie die beste Lösung, die Landschaft
mit Beton zuzupflastern. Aber kilometerlange Staus helfen niemandem.
Die A 2 in Westpolen ist im Vergleich zu manch anderem europäischen
Verkehrsprojekt rundum angemessen. Zu verdanken haben Polen und
Deutsche, Autofahrer und Trucker die neue Straße vor allem der
Fußball-Europameisterschaft 2012. An den Vorbereitungen für das
Turnier, das Polen gemeinsam mit der Ukraine ausrichtet, gibt es zu
Recht viel Kritik. Vor allem in Kiew haben Regierungspolitiker und
Verbandsfunktionäre unendlich viele Chancen vertan, mit der EM als
Treibriemen den Modernisierungsmotor zu starten. Die Gruppenauslosung
in der ukrainischen Hauptstadt wird am Freitag aus einem Land
übertragen, das von Korruption und Machtgier zersetzt ist. Die
Fertigstellung der westpolnischen A 2 zeigt aber immerhin, dass im
Vorfeld der Europameisterschaft auch einiges gelingt. Und bleibt man
bei der Wahl des Maßstabs fair, darf man den Anstrengungen in
Warschau getrost Anerkennung zollen. Natürlich gibt es zwischen Oder
und Bug mit Blick auf die Infrastruktur noch erheblichen
Nachholbedarf. Die Zugverbindungen zwischen Berlin und Wrocław
(Breslau) oder Warschau und weiter nach Gdañsk (Danzig) sind
skandalös schlecht. Andererseits lohnt ein Vergleich beispielsweise
mit Ungarn. Budapest hat nach der Wende zur Marktwirtschaft den
schnellen Ausbau von Straßen und Schienen auf Pump finanziert und
steht nun vor dem Staatsbankrott. Die polnische Wirtschaft ist
langsamer, aber gesünder gewachsen. Das zahlt sich langfristig aus.
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