(ots) - Juba/Berlin, 1. Dezember 2011. Tausende
Menschen aus dem Sudan sind in den vergangenen beiden Wochen vor
Kämpfen über die Grenze in den neuen Staat Südsudan geflohen. Am
Montag hat ein Team von Ärzte ohne Grenzen in dem Ort Doro etwa 40
Kilometer von der Grenze entfernt damit begonnen, die Flüchtlinge aus
dem Bundesstaat "Blue Nile" medizinisch zu versorgen. Schätzungsweise
13.000 Männer, Frauen und Kinder sind bereits in Doro angekommen.
Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen haben darüber hinaus Tausende
weitere Flüchtlinge aus dem Grenzgebiet auf dem Weg zur Sammelstelle
in Doro gesehen.
Viele Flüchtlinge berichten den Mitarbeitern von Ärzte ohne
Grenzen von Luftangriffen im Bundesstaat "Blue Nile". "Ich habe mein
Haus verlassen, weil Krieg ausgebrochen ist", erzählt ein 50-Jähriger
in Doro. "Flugzeuge haben unser Dorf bombardiert. Wir waren acht Tage
unterwegs, zusammen mit vielen anderen. Vor drei Tagen sind wir
angekommen, aber wir haben nur wenige Lebensmittel mitnehmen können.
Einige Tage lang haben wir gar nichts gegessen."
"Man kann die Sammelstelle noch nicht als Flüchtlingslager
bezeichnen, weil die Verteilung der Flächen und die Organisation
gerade erst begonnen hat", erklärt Jean-Marc Jacob, der
stellvertretende Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen im
Südsudan. "Es kommen immer mehr Flüchtlinge in dem Steppengebiet an,
und die Schlange der Neuankömmlinge wird immer länger. Die lokale
Gesundheitsstation ist mit diesem Ansturm völlig überfordert."
Am Wochenende hat Ärzte ohne Grenzen einen ersten Transport mit
Medikamenten und medizinischem Material nach Doro gebracht. Am Montag
haben drei Ärzte damit begonnen, die Flüchtlinge zu behandeln. "Im
Moment konzentrieren wir uns auf Patienten mit den schwerwiegendsten
Krankheiten. Allein bis Dienstagmittag haben wir 118 Patienten in
unserer Klinik behandelt. Schwere Fälle von Malaria, Durchfall und
Atemwegserkrankungen versorgen wir zuerst. Bisher hatten wir 22
solcher Notfallpatienten", sagt Dr. Asaad Kadhum, der Projektleiter
des Teams. "Das entstehende Lager zieht sich über eine große Fläche
hin und wächst weiter. Deshalb müssen wir so schnell wie möglich eine
mobile Klinik einrichten, um alle Flüchtlinge, die behandelt werden
müssen, auch versorgen zu können."
Das Team wird auch ein therapeutisches Ernährungszentrum für
schwer mangelernährte Kinder einrichten. Es ist auch absehbar, dass
Impfkampagnen und Geburtshilfe nötig sein werden. Unter den
Flüchtlingen befinden sich viele schwangere Frauen, die unter äußerst
schwierigen Bedingungen ihre Kinder zur Welt bringen müssen.
Auf dem Gelände gibt es im Moment nur zwei Wasserlöcher. Die
Flüchtlinge stehen bis zu fünf Stunden lang an. Bisher gibt es keine
einzige Latrine, und es ist völlig unklar, wie die Flüchtlinge mit
Nahrungsmitteln versorgt werden können. Ein Experte von Ärzte ohne
Grenzen für Wasser- und Sanitäranlagen prüft derzeit, wo am
dringendsten geholfen werden muss.
Pressekontakt:
Weitere Informationen und Interviews: Stefan Dold, 030 700 130 -230,
0163 8808 457, www.aerzte-ohne-grenzen.de