(ots) - von Alf CLasen
Nichts als nette WorteAfghanistan-Konferenz beschließt
Milliarden-Hilfen - die Probleme bleiben Alf ClasenFür Guido
Westerwelle musste die Bonner Afghanistan-Konferenz ganz einfach ein
Erfolg werden. Schließlich hat sich kein anderes Mitglied der
Bundesregierung einen möglichst raschen Truppenabzug so groß auf die
Fahnen geschrieben wie der Außenminister. Und so bewertete
Westerwelle die gestrige Tagung denn auch hochtrabend als
"Meilenstein".
In Wirklichkeit war es wie bei allen bisherigen
Afghanistan-Konferenzen. Die internationale Gemeinschaft verspricht
dem geschundenen Land ihre Solidarität. Im Gegenzug betont der
afghanische Präsident Hamid Karsai die erzielten Fortschritte,
versichert, endlich Ernst zu machen mit dem Kampf gegen die
Korruption - und hält die Hand auf.
So wird der Westen auch in den nächsten Jahren unzählige
Milliarden in die Stabilisierung und den Wiederaufbau Afghanistans
pumpen. Ohne ausländische Hilfe können die Afghanen ihre so dringend
benötigten Polizisten und Soldaten nicht bezahlen. Wie bisher wird
aber auch in Zukunft ein großer Teil des Geldes im Geflecht aus
unkoordinierter Entwicklungshilfe und korruptem Kabuler
Regierungsapparat versickern. Der staunende Beobachter fragt sich:
Wann endlich wird man Karsai beim Kampf gegen die Vetternwirtschaft
in die Pflicht nehmen?
Der Präsident ist zentraler Teil des afghanischen Problems. Vor
allem weil er bei der eigenen Bevölkerung nicht anerkannt ist, es ihm
nicht gelingt, die Macht der Clans und Warlords zu brechen. Karsais
Autorität reicht kaum über den eigenen Palast in Kabul hinaus.
Eine noch verheerendere Rolle nimmt Pakistan ein. Auch wenn das
Regime in Islamabad offiziell gegen die Taliban vorgeht, unterstützt
der Geheimdienst weiter die radikalen Islamisten. Die Atommacht will
sich mit diesem perfiden Doppelspiel seinen Einfluss auf den Nachbarn
Afghanistan sichern. Dass in Bonn kein Vertreter Pakistans am Tisch
saß, ist ein Fanal.
So wurden auf dem Petersberg zwar viele nette Worte gesprochen -
ein "Meilenstein" war diese Konferenz aber mitnichten.
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Flensburger Tageblatt
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