Es war eine angespannte Stimmung in der Lobby des Berliner Kudamm-Hotels, als sich die 12 Teilnehmer des Seminars „Coming-Out für homosexuelle Führungskräfte“ trafen. Fast wie in einem Spionagethriller, in dem Agenten ihre schützende Deckung aufgeben, um sich zu einem Gipfeltreffen zu versammeln.
(firmenpresse) - Unverbindlich, diskret und angespannt wirkende Männer zwischen 30 und 50 – die Situation erinnert an einen typischen Montagmorgen auf dem Flughafen, an dem Business-Reisende ungeduldig auf Ihren Flug warten. Obwohl das Seminar ausdrücklich geschlechterübergreifend ist, meldeten sich ausschließlich Männer an.
„Wenn das Eis nicht in den ersten Minuten gebrochen wird, werden wir es schwer haben. Das Seminar basiert vor allem auf gegenseitigem Vertrauen.“, sagt Sebastian Bayer, der veranstaltende Kommunikationstrainer, zu seiner Mitstreiterin Magdalena Delp. In diesem Seminar scheint alles anders zu sein, denn schon während der Vorstellungsrunde herrscht eine Stimmung wie bei einem Klassentreffen.
Mit professioneller Leichtigkeit, Selbstironie und Achtsamkeit führen die Trainer ihre Teilnehmer an ein Thema heran, über das die meisten bisher mit niemandem sprechen konnten. Während das gemeinsame Sammeln von Klischees und Ressentiments noch für Lachsalven sorgt, sieht die berufliche Realität der Teilnehmer ganz anders und vor allem nicht lustig aus. Die Männer berichten von jahrelangen Versteckspielen, von gekauften weiblichen Abendbegleitungen bei Firmenveranstaltungen und von Depressionen.
Während homosexuelle Chefs in einigen Branchen ganz offen mit ihrem Privatleben umgehen, würde das Spiel mit offenen Karten in anderen Wirtschaftsbereichen zu Ausgrenzung und Kündigung führen. Die Teilnehmer berichten von Spießrutenlauf und Restriktionen mit fadenscheinigen Begründungen, von Einschüchterungsversuchen und einvernehmlichen Aufhebungsverträgen.
Schnell wird klar, dass es sich hier nicht um das freie Ausüben sexueller Praktiken im Privatleben der einzelnen Führungskraft handelt, wie es von einigen Unternehmen nach wie vor abgewertet wird. Die Reduzierung auf die Sexualität steht nach wie vor im Vordergrund vieler Argumentationen, wobei die Fragen der „Homosoziologie“ quasi nicht erkannt werden. Das Ausweichen auf sämtliche Fragen zum Privatleben, die das Schutzschild gefährden könnten, kostet den Arbeitnehmer wertvolle Ressourcen und das Unternehmen bares Geld.
In Zeiten von Google & Co wissen Personalchefs und Mitarbeiter mehr über ihre Führungskräfte, als diese es ahnen. Es geht um persönliche Authentizität und Glaubwürdigkeit, Erfolgsfaktoren für Menschen mit Führungsverantwortung. Schnell ist eine Sackgasse erreicht, die nicht selten den Verlust des Arbeitsplatzes bedeutet.
In der Kaffeepause gehen die angeregten Diskussionen unter den Seminarteilnehmer weiter. Das Eis ist gebrochen und der Austausch mit Leidensgenossen zeigt eine erste heilende Wirkung.
Die permanente Interaktion zwischen Trainern und Teilnehmern sorgt dafür, dass niemand ausgegrenzt wird und die Gruppenarbeit geht mehr und mehr in die Richtung, individuelle Lösungen zu finden. Selten erzielt ein öffentliches Coming-Out in der Firma das gewünschte Resultat – die Realität ist sehr viel komplexer. Ist es die Aufgabe des Angestellten, sich offensiv zu outen, oder ist es Aufgabe der Unternehmen, eine offene Arbeitsatmosphäre zu schaffen, die ein Coming-Out überflüssig macht?
Die Seminarteilnehmer haben unterschiedliche Modelle erarbeitet, Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen und können nun frei entscheiden, welche Strategie ihre Arbeits- und Lebenssituation zukünftig verbessern kann. Dazu kommt, dass sich ein Teilnehmernetzwerk gebildet hat, in dem sich die bisherigen Einzelkämpfer austauschen, gegenseitig motivieren und unterstützen können. Die Akzeptanz Homosexueller in der Gesellschaft hat in der Theorie ihren Höhepunkt erreicht. Nun gilt es, auch in der Wirtschaft Präsenz und Selbstverständlichkeit zu zeigen und die Theorie in die alltägliche Praxis umzusetzen.
Ein Teilnehmer gibt als Feedback, eine so intensive Arbeit mit dem Thema wünsche er sich auch für heterosexuelle Führungskräfte. Das macht Mut – den Trainern und allen zukünftigen Seminarteilnehmern. Das nächste Coming-Out Seminar findet am 5. und 6. Dezember 2008 in Berlin statt.
Sebastian Bayer arbeitet als Moderator, Kommunikations- und Verkaufstrainer, sowie als Coach für verschiedene Unternehmen und Führungskräfte. Fokus: Führungskräfteentwicklung und Verkauf
Sebastian Bayer Training & Coaching
Oberhofer Weg 19
12209 Berlin
Tel.: 030-34332777
Fax.: 030-34332778
eMail: web(at)bayer-training.de
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