Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Ulrich Krökel zu Russland
(ots) - Beobachter in Russland und im Westen sollten
sich davor hüten, den Protest im Putin-Reich zu einem Popanz
aufzublasen. Es ist wahr: Die Unmutsäußerungen sind in ihrer Vehemenz
ebenso beeindruckend wie mutig. Unstrittig ist aber auch, dass in der
Auflehnung nur eine diffuse Unzufriedenheit zum Ausdruck kommt. Die
Demonstranten haben weder einen Anführer, noch sprechen sie für das
Volk oder verfügen über eine politische Perspektive. Sie fordern
Neuwahlen - und dann? Bei der Duma-Wahl haben die Menschen zu 96
Prozent Kommunisten, Nationalisten und die im Kreml-Apparat
geschaffenen Parteien Geeintes und Gerechtes Russland gewählt. Selbst
bei einer völlig freien und fairen Neuwahl hätten Liberale und
Westler nicht den Hauch einer Chance. Der Begriff Demokratie ist für
eine Mehrheit der Russen seit den Chaos-Zeiten unter Boris Jelzin
negativ besetzt. Die verbreitete Enttäuschung über Putin nährt sich
nicht aus Kritik an der autoritären Führung. Vielmehr sind die Russen
unzufrieden damit, dass ihr starker Mann das Land nicht schneller und
kraftvoller voranbringt. Die Gelegenheit dazu wird er bekommen, denn
an Putins Sieg bei der Präsidentenwahl im März gibt es keinen
Zweifel.
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Datum: 11.12.2011 - 19:48 Uhr
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