(ots) - Es wird viel Bemerkenswertes und Gutes geschrieben
in diesen Stunden über Vaclav Havel. Er, der Sohn eines kleinen
Volkes, war einer der ganz Großen der europäischen Geschichte und
dafür wurde er schon zu Lebzeiten weltweit geehrt. Aber die
Botschaft, die sein Leben verkörpert, eignet sich nicht so einfach
für Würdigungen. Sie ist sperrig und eine stetige Herausforderung.
Havel, der Mann mit einer geradezu unbändigen Freiheitsliebe, suchte
und fand in einem sehr christlichen Gebot den Schlüssel zum Kampf
gegen die kommunistische Diktatur. Sein "Versuch in der Wahrheit zu
leben" ist auch eine umfassende Anklage gegen all die, die nach
Entschuldigungen suchen für Anpassung und Unterwerfung. Havel wusste,
dass die Lüge zu den Fundamenten einer Diktatur gehört und er hat
sich nicht gescheut, all die beschämenden Gesten solcher Unterwerfung
zu beleuchten. Als er dann mehr gedrängt als gewollt Politiker und
sogleich auch Staatspräsident wurde, hat er sich selbst und seinen
Landsleuten mit einem Kurs der Versöhnung erneut einiges zugemutet.
Er, der viele Jahre in den Gefängnissen der Kommunisten verbracht
hatte, war nicht willens, einem nur zu verständlichen Hass auf die
früheren Peiniger Raum zu geben. Aber auch bei dieser Politik der
Versöhnung gab es nie einen Moment, in dem er des lieben Friedens
willen bereit gewesen wäre, einfach zu vergessen. Mit seinen
Anmerkungen zu den Verbrechen, die an Deutschen begangen wurden nach
dem Ende des Krieges, hat er viele empört in seinem Land. Heute aber
sind sie wertvolle Bestandteile der Aussöhnung zwischen den beiden
Völkern. Havel war vor der Revolution von 1989 wie nur wenige Andere
Vorbild für die, die überall in Osteuropa für die Wahrheit und damit
für die Freiheit kämpften. Er hatte einen großen Anteil daran, dass
die einst im Sowjetreich unterdrückten Völker heute mit Würde in die
Zukunft blicken können. Denn weil es ihn und seine Mitstreiter gab,
gehört zur Wahrheit über die schweren Jahre auch der Stolz auf das
Unbeugsame. Wahrheitsliebe und Sanftmut sind das Erbe dieses großen
Europäers. Wer sich ihm zu Dank verpflichtet fühlt, sollte danach
streben.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik(at)lr-online.de