(ots) - "Eine wahrhaft entlastende Aussage steht über dem
Jahr 2012. 'Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in
den Schwachen mächtig' lautet die Jahreslosung 2012, die im 2.
Korintherbrief, Kapitel 12, Vers 9 steht. Wer sich das zu Herzen
nimmt, kann aufatmen. Denn das heißt doch: Nicht ich allein muss
alles schaffen, muss nicht immer mehr erreichen, nicht immer
schneller, höher, weiter gehen - ich darf auch meine Schwäche
eingestehen. Und gerade dann will Gott mir zur Seite stehen.
Gott mutet den Menschen auch Enttäuschungen zu. Auch den Menschen,
die an ihn glauben und ihm vertrauen. Nicht alle Gebete werden
erhört, die Fragen nach dem 'Warum?' des Leidens bleiben
unvermeidlich unbeantwortet. Gott ist kein Automat, in den ich oben
Gebet hineintue und unten dann Erfüllung herauskommt.
Ent-Täuschung heißt aber doch: Uns wird etwas genommen, worin wir
uns getäuscht haben und worin wir uns auch gerne weiter täuschen
würden. Dass wir allein mit unserer eigenen Kraft unser Leben
absichern können, dass unsere Erwartungen an das Leben sich allesamt
erfüllen, dass Gott uns für unsere guten Taten mit Glück und Erfolg
belohnt, dass der Glaube an Gott uns vor Leiden bewahrt.
Gott erfüllt unsere Hoffnungen und unser Gebet anders als wir es
erwarten, er kann aus dem Kleinsten und Nebensächlichsten große
Bewegung schaffen, er kann aus vermeintlicher Schwäche einen großen
Anfang schaffen und aus vermeintlicher Ohnmacht eine Autorität der
Wahrheit entstehen lassen. Lass dir an meiner Gnade genügen, das
heißt für mich: Sperre Gottes Tun nicht ein in Deine Erwartungen,
nimm ihn nicht gefangen mit Deiner Hoffnung, Gott ist frei und kann
heilen und helfen, anders als Du es je könntest.
Das neue Jahr 2012 mag ein schwieriges Jahr werden, in Politik und
Gesellschaft ahnt man schon die gewaltigen Herausforderungen, im
persönlichen Bereich kommen diese häufig ohne Vorwarnung und
Ankündigung.
Aber darin besteht die befreiende Botschaft der Jahreslosung. Wer
sich im Hamsterrad des Alltags gefangen fühlt, auf wen oft
beunruhigende Nachrichten im Minutentakt herab prasseln, darf
innehalten und darf sich dieser Kraftquelle vergewissern. Gott will
mit seiner Kraft mit und in unserer Schwäche wirken. Er will die
Hände, die wir ihm entgegenstrecken, füllen mit Zuversicht und
Geduld. Damit wir sie nicht resigniert sinken lassen, sondern uns
unverzagt dem Leben zuwenden."
Hannover, 30. Dezember 2011
Pressestelle der EKD
Silke Römhild
Hinweis: Der EKD-Ratsvorsitzende predigt an Neujahr, 1. Januar
2012, um 9.30 Uhr in der Dresdner Frauenkirche. Der Gottesdienst wird
live im ZDF ausgestrahlt. http://rundfunk.evangelisch.de/kirche-im-tv
/zdf-gottesdienst/zdf-gottesdienst-aus-dresden-3139
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