(ots) - Was war es denn nun? Ein Jahr der Krisen und
Katastrophen - oder ein Jahr der Entscheidungen und Erfolge? 2011
macht eine abschließende Bewertung nicht leicht, vielleicht wird man
erst mit einigem Abstand die tatsächliche Bedeutung der
zurückliegenden zwölf Monate erkennen können. Aber eines steht schon
jetzt fest: Es war das Jahr des immerwährenden Stresstests - für alle
und jeden. Das "Wort des Jahres 2011" beschreibt in seinem
umfassenden Sinne wirklich treffend, unter welchem - manchmal
vielleicht auch nur eingebildeten - Druck Politik und Gesellschaft
permanent standen: Die Regierungen unter dem Druck der Märkte, die
Griechen und Italiener unter dem Druck aus Brüssel und Berlin, die
Parlamentarier unter dem Druck der Parteibasis, die Unternehmen unter
dem Druck der Banken, einzelne Skandal-Politiker unter dem Druck der
Medien und ganz viele Menschen unter dem Druck der großen
Unsicherheit. Wenn man die äußeren Daten zugrunde legt, hat
Deutschland den Dauer-Stresstest 2011 gut weggesteckt: Die
Wachstumsrate ist beachtlich, die Arbeitslosenquote im Sinkflug, die
Steuereinnahmen sprudeln so kräftig, dass alle Sparversprechen der
Politik schon wieder Makulatur zu sein scheinen, und für 2012
strotzen die meisten Bundesbürger laut Umfragen nur so vor
Optimismus. Alles in Butter also? Keineswegs. Denn im zurückliegenden
Jahr ist auch vieles zerbrochen, hat den Stresstest nicht
überstanden: Das Vertrauen in eine risikofreie Kernkraft etwa; oder
das Vertrauen in eine FDP, die der liberalen Idee eine kraftvolle
Stimme geben könnte; das Vertrauen darauf, dass unsere
Sicherheitsbehörden wirklich nach allen Richtungen mit der gleichen
Intensität nach Verfassungsfeinden Ausschau halten; das Vertrauen
darauf, dass Banken und Spekulanten aus der mühsam überwundenen Krise
von 2007/2008 etwas mehr Demut gelernt hätten; oder auch das
Vertrauen in eine Währung und in ein Europa, das mehr zusammenhält,
als nur das Schielen auf eigene Wettbewerbsvorteile. Wer nun für 2012
- von Weltuntergangspropheten aller Couleur einmal abgesehen - mit
Blick auf Europa düstere Vorahnungen hat, der sei einmal kurz daran
erinnert, wie es noch vor Jahresfrist um Isländer und Iren bestellt
war. Inzwischen haben sich die beiden Länder allen Unkenrufen zum
Trotz berappelt. Und vielleicht können sie dem ganzen Kontinent Mut
machen, die - wohl unvermeidlichen - Stresstests des kommenden Jahres
unverzagt anzugehen.
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Johannes Heller
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