(ots) - Wer will, kann den Wahlkampf ums Weiße Haus auf
einen ganz einfachen Nenner bringen: Wenn Barack Obama im Amt bleibt,
bekommen die Vereinigten Staaten eine weitere Chance, die Fehler, die
unter Bush junior gemacht wurden, zu beheben. Kommt ein Republikaner,
werden die Fehler unter Bush wiederholt. Mit dem Unterschied, dass
George W. seine Eltern fragen konnte, wenn er nicht weiterwusste.
Doch so weit ist es noch lange nicht. Derzeit heißt es erst einmal:
Alles zurück auf Los. Nach dem Sieg von Mitt Romney bei den Vorwahlen
der Republikaner in Florida ist der ehemalige Gouverneur von
Massachusetts zwar wieder in Führung vor seinem parteiinternen
Rivalen Newt Gingrich gegangen. Aber der will nicht einfach so
aufgeben. Warum auch? In South Carolina schlug Gingrich Romney. Wie
es bei den weiteren Vorwahlen im tiefen Süden der USA weitergehen
wird, muss sich noch zeigen. Interessanter Weise ist es der weit
abgeschlagene republikanische Kandidat Rick Santorum, der es auf den
Punkt gebracht hat: "Was wir in den vergangenen Wochen in Florida
gesehen haben, ist nichts, was uns bei dieser Wahl helfen wird." In
der Tat war der Wahlkampf in Florida vor allem eins: hart. Romney und
Gingrich haben sich nichts geschenkt. 92 Prozent der Wahlwerbespotts,
die im Staat gelaufen sind, waren Negativwerbungen des einen gegen
den anderen Kandidaten. Das haben die Statistiker in den USA
analysiert. Zwar gibt es in den Vereinigten Staaten für jeden Zweck
den passenden Statistiker, der die Zahlen in jedem beliebigen Sinn
liefern und deuten kann. Dennoch ist die Beobachtung richtig, dass
die Kandidaten der Republikaner sich gegenseitig zerfleischen. Wobei
diese Tatsache zumindest für Romney Vorteile hat. Er galt bislang
vielen Hardlinern als zu weich. Nun hat er deutlich gezeigt, dass er
auch nicht nett, vorsichtig und zurückhaltend sein kann. Vor allem im
direkten Kontrast zu Gingrich hat Romney an Profil gewonnen. Um noch
einmal die Statistik zu bemühen: Florida gilt als USA im Kleinen, was
gesellschaftliche Zusammensetzung angeht. Und hier konnte Romney mit
14 Prozentpunkten Vorsprung Gingrich schlagen. Auch bei den Wählern,
die sich als sehr konservativ oder als Anhänger der Tea Party
bezeichnen, verbuchte er Zuwächse. Aber wird ihm das reichen? Oder,
noch viel wichtiger: Wird der zähe Vorwahlkampf, der den USA
bevorsteht, am Ende nicht dazu führen, dass sich die Republikaner so
weit selbst schwächen, dass sie eine leichte Beute für Obama sind?
Denn selbst wenn es Romney werden sollte: Er ist der Kandidat, auf
den die Berater des Präsidenten geradezu warten. Seit Monaten hat
sich Obamas Team auf Romney eingeschossen, auf den Investmentbanker
und Mulitmillionär, der sich selbst am besten widersprechen kann.
Zudem hat der Präsident erst vergangene Woche mit seiner Rede zur
Lage der Nation ein eindrucksvolles Zeugnis davon abgelegt, dass er
immer noch eine Vision von Amerika hat. Es ist die von Wohlstand für
möglichst viele Menschen. Von Gerechtigkeit. Von einem Land, in dem
nicht mehr ein sehr kleiner Teil der Menschen den größten Teil vom
Kuchen abbekommt und dafür auch noch die geringsten Steuern zahlt.
Haben die Republikaner also noch eine Chance? Ja. Aber nur, wenn sie
aufzeigen können, dass sie eine echte Alternative bieten. Dass sie
nicht nur eine Protestveranstaltung für diejenigen sind, denen Obamas
Versuche einer längst überfälligen Gesellschaftsreform zu unangenehm,
weil mit Einschnitten verbunden sind. Bislang klingt alles, was von
den republikanischen Kandidaten zu hören ist, wenig nach Zukunft und
sehr nach George W. Bush, Teil 2. Eine echte, zukunftsgerichtete
Vision sind die Republikaner bislang schuldig geblieben.
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