(ots) - Selbst Eiseskälte ist relativ. Ihre Folgen sind es
auch. Während sich die meisten Menschen in Mittel- und Westeuropa
derzeit über das knackige Winterwetter freuen, sterben in Osteuropa
täglich Dutzende Obdachlose, Alte und Kranke. Und das liegt
keineswegs allein daran, dass die Temperaturen etwa in der Ukraine
mit -30 Grad sibirisches Niveau erreichen und mit deutschen
Verhältnissen kaum zu vergleichen sind. Vielmehr werfen die hohen
Opferzahlen ein Schlaglicht auf die wirtschaftliche,
gesellschaftliche und politische Realität in den Ländern des Ostens.
Beispiel Ukraine: Der Staat befindet sich dort in den Händen einer
mafiosen Clique von zwielichtigen Wirtschaftsbossen, den Oligarchen.
Seit 20Jahren plündern sie das Land aus. Daran hat auch die
Orangene Revolution von 2004 nichts geändert. Die Oligarchen haben
Milliardenreichtümer angehäuft, während die Bevölkerung friert und
hungert - und zwar nicht erst, seit Hoch "Cooper" das Regiment
übernommen hat. Auch im warmen Herbst des vergangenen Jahres
demonstrierten Zehntausende Rentner, Tschernobyl-Veteranen und
Afghanistan-Invaliden, weil die Regierung ihnen die Sozialhilfen
gekürzt hatte. Die Infrastruktur im Land, die nicht Oligarchen-Besitz
versorgt, ist völlig marode. Die Oligarchen und ihre
Polit-Marionetten haben in der Ukraine den Boden für die
Kältekatastrophe bereitet. Doch auch im EU-Staat und
Wirtschaftswunderland Polen gibt es noch viel zu tun, wie die
Kältewelle zeigt. Wenn Menschen dort in ihren Häusern zu Dutzenden an
Kohlenmonoxidvergiftung sterben, weil die Heizsysteme defekt sind,
spricht dies Bände. In Brüssel und Berlin hat sich in den vergangenen
Jahren eine Ost-Ernüchterung breitgemacht. Das ist verständlich, wenn
man etwa auf die haarsträubende Entwicklung der Ukraine schaut. Aber
es ist auch höchst gefährlich, wenn man an die EU-Ernüchterung in
Polen, den Niedergang der Ukraine und die Absetzbewegungen in Ungarn
denkt. Die Gefahr, dass sich nach dem Desaster der europäischen
Währungsunion auch die EU-Osterweiterung als Fehlschlag erweisen
könnte, wächst.
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