(ots) - Dieser Wahlkampf ist der schlechteste, den ich
je gesehen habe": Dieser Ausspruch über die Vorwahlen der
Republikaner stammt nicht etwa von einem US-Demokraten. Er kommt aus
dem Mund von Barbara Bush - der Frau des früheren republikanischen
US-Präsidenten George Bush. Man könnte ihn ignorieren und in die
Schublade der "früher war alles besser"-Aussagen stecken. Wenn er
nicht viel Wahrheit enthielte. Wo man auch hinhört, überall heißt es,
in diesem Wahlkampf gehe es um die Wirtschaft. Das ist erst einmal
richtig. Die USA rutschen immer weiter in den Schuldensumpf. Viele
Amerikaner sind arbeitslos oder haben Angst um ihren Job. Viele
Unternehmen sind ins Ausland gegangen. Aber hinter der Frage, wie dem
entgegen gewirkt werden kann, stecken unterschiedliche Ideologien.
Und die liegen weiterhin Welten auseinander. Hier die Republikaner,
die glauben, dass dieselben Rezepte, die Amerika unter Bush in die
Krise geführt haben - vor allem Steuersenkungen für die Reichen,
Ausgabenkürzungen auf Kosten der Ärmeren - die Krise auch wieder
beheben können. Auf der anderen Seite der Demokrat Obama, der genau
das Gegenteil will - und zunehmend Erfolge vorweisen kann. Wie ratlos
die Republikaner angesichts der zarten Anzeichen für einen möglichen
Wandel der amerikanischen Wirtschaft zum Besseren hin sind, zeigt ihr
Versuch, die Realität umzudeuten: Nicht wegen , sondern trotz Obama
ginge es den USA ein wenig besser. Man kann das so sehen. Man kann
auch sagen, es ist Blödsinn. Obamas Reformen haben lange gebraucht,
um anzukommen. Lange Zeit hatte der Präsident auch einfach nur Pech.
Die Weltwirtschaft, die Krisenjahre, machten es unmöglich, das
Versprechen auf Wandel, mit dem er die Wahlen 2008 für sich
entschied, zu erfüllen. Nun, 2012, scheint sich das Blatt für ihn zu
wenden. Mit ihrem verzweifelten Versuch, diese Tatsache umzudeuten,
offenbaren die Republikaner nur umso deutlicher, dass ihnen die echte
Vision fehlt. Ihre Reaktion darauf ist ein Rückzug in ideologische
Grabenkämpfe. Und hier kommt Barbara Bushs Aussage ins Spiel. Mitt
Romney setzt nun zunehmend auf dieselbe Strategie wie seine
parteiinternen Gegner. Der Erfolg des erzkonservativen Rick Santorum,
der etwa gegen Homosexuelle und gegen die Abtreibung - auch nach
Vergewaltigung und Inzest - wettert, der ernsthaft behauptet, die
College-Ausbildung mache die Studenten zu liberal und entfremde sie
zu sehr von der Religion, zwingt auch Romney dazu, die Ideologiekarte
zu spielen. Nach wie vor gilt er den Hardlinern als zu weich, als
Vertreter der verhassten liberalen Ostküsten-Konservativen. Dabei
lassen alle republikanischen Kandidaten aber außer Acht, dass sie
einen zunehmenden Teil der US-Gesellschaft gegen sich aufbringen.
Eine republikanische Senatorin hat sich kürzlich darüber beschwert,
dass man den Eindruck bekommt, die Präsidentschaftsanwärter ihrer
Partei seien jetzt auch noch frauenfeindlich. Keine Vision, keine
neuen Rezepte und eine immer weitere Abkehr von allem, was liberal
ist - was eine Zusammenfassung der konservativen Haltung ist, klingt
eher nach einer Steilvorlage für Barack Obama. Fast möchte man
meinen, die besten Wahlkampfberater für den Präsidenten heißen
Romney, Santorum und Co. Sicher, auch der Wahlkampf der Demokraten
2008 zwischen Barack Obama und Hillary Clinton war lange Zeit hart
und unentschieden. Aber Obama hatte damals zumindest die Begeisterung
seiner Anhänger. Romney mag der am Ende der einzig wirklich
vorzeigbare und für Obama wirklich gefährliche Gegner sein. Seine
liberaleren Haltungen könnten ihm Anhänger sichern, auch bei
unentschlossenen Wählern. Aber er begeistert nicht. Vor allem nicht
seine Partei. Das wiederum kann Santorum derzeit. Aber Anhänger
außerhalb seines Lagers wird er kaum finden. Keiner der Kandidaten
besitzt bislang das nötige Format, um den Präsidenten besiegen zu
können. Was Romney und Co. bislang zeigen, beweist nur, dass das
"früher war alles besser"-Gerede nicht immer falsch ist.
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