(ots) - Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD), Präses Dr. h.c. Nikolaus Schneider, und
der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz,
Bischof Norbert Trelle, haben heute auf der Internationalen
Tourismusbörse (ITB) in Berlin betont, dass Kirche und Tourismus
"gute Partner" seien.
Das zeige sich zum einen in den zahlreichen kulturellen und
gottesdienstlichen Angeboten der Gemeinden für Menschen, die
unterwegs seien. Zum anderen stellten die über 40.000 Kirchengebäude
der beiden großen Kirchen zentrale touristische Ziele dar. Dazu
Präses Schneider: "Deutschland ist ein religiöses Reiseland. Die
Kirchen gehören zu den zentralen Kulturträgern in den Regionen und
halten Orte der Einkehr, der Begegnung mit Gott und der kulturellen
Erinnerung vor". Außerdem böten die beiden Kirchen Seelsorge und
Begleitung für Reisende an, zum Beispiel auf Flughäfen,
Campingplätzen, in Autobahnkirchen oder an Bord von
Kreuzfahrtschiffen. Bischof Norbert Trelle unterstrich die hohen
Erwartungen, die Menschen heute mit dem Urlaub verbinden: "Das zeigt,
wie belastend und anstrengend die moderne Arbeitswelt ist. Sie lässt
oft zu wenig Raum und Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Auch das
vielfältige Interesse an religiösen und spirituellen Angeboten ist
ein Zeichen für die Sehnsucht nach Sinn und Orientierung. Die Kirchen
nehmen diese Wünsche wahr und versuchen, mit ihren zahlreichen
Angeboten Hilfen zu geben."
Schneider und Trelle äußerten sich auf einer Podiumsdiskussion des
seit 1978 auf der ITB veranstalteten "Kirchenforums". Dabei handelt
es sich um eine gemeinsame Initiative des evangelischen Netzwerkes
"Kirche in Freizeit und Tourismus" der EKD und der "Katholischen
Arbeitsgemeinschaft für Freizeit und Tourismus" der Deutschen
Bischofskonferenz. Unter dem Motto "Reif fürs Paradies.
Glücksverheißungen in Kirche und Tourismus" diskutierten Schneider
und Trelle mit Vertretern der Tourismusbranche, unter anderem mit dem
Vorsitzenden des Vorstands der Thomas Cook AG, Dr. Peter Fankhauser,
und dem Chefredakteur MERIAN, Andreas Hallaschka.
Dabei betonte Präses Schneider, dass die Menschen im Urlaub
Anregungen für Körper, Geist und Seele suchten: "Die Kirchen treten
für das Recht jedes Menschen auf Freizeit und Erholung ein und
arbeiten vielfältig und gut mit Tourismusanbietern zusammen. Von
ihnen können wir viel lernen. Zugleich stehen wir als Kirchen aber
kritisch gegenüber einem ,Erwartungsdruck des Glückerlebens', der
kommerziell zum Teil geweckt wird, die Menschen überfordert und oft
auf Kosten anderer geht. Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass
Reiseangebote nachhaltig ausgerichtet sind und in der
Tourismusbranche faire Arbeitsbedingungen herrschen."
Bischof Trelle warb für ein neues Verständnis von
Paradiesvorstellungen. Dabei sei es gut, das Paradies nicht vom
biblischen Bezug abzukoppeln: "Paradies ist der ideale Ort der
Harmonie zwischen Gott und Mensch. Es ist der heilvolle Lebensraum
schlechthin. Das menschliche Leben erscheint als Zustand der
absoluten Sorgenfreiheit, frei von jeder Existenzangst. Neben der
Vorstellung vom idealen Anfang tritt eine Hoffnung, die über den
Alltag hinaus in die Zukunft weist." Bischof Trelle erklärte, dass es
verständlich sei, wenn der Mensch nach Glück suche. Dazu trage auch
der Tourismus bei: "Viele Menschen suchen Glück in der Natur. Ein
Viertel aller Urlauber bevorzugen soziale Kontakte, ein Drittel zieht
sportliche Aktivitäten vor. Immer geht es dabei um den Wunsch des
Menschen, Glück zu erfahren.
Schneider und Trelle würdigten die Zusammenarbeit der Kirchen mit
den Touristikunternehmen. Diese habe sich in den vergangenen Jahren
positiv entwickelt, denn oft verfolge man gemeinsame Ziele. Gerade
die spirituellen Orte seien für den Tourismus ein stark wachsendes
Marktsegment: "Da können wir unsere christliche Botschaft
vermitteln", sagten Präses Schneider und Bischof Trelle. "Urlaub hat
eine positive Wirkung auf den Menschen und fördert die globale
Verständigung. Letztlich hilft der Urlaub auch, ärmere Regionen in
der Welt zu unterstützen."
Beide Kirchenvertreter mahnten in der Podiumsdiskussion allerdings
auch Herausforderungen an: So gehörten häufig die Arbeitsbedingungen
im Tourismus auf den Prüfstand. Auch gäbe es eine Verantwortung für
alle am Tourismus Beteiligten, die ökologischen Folgen des
Massentourismus besser in den Griff zu bekommen. Präses Schneider und
Bischof Trelle: "Urlaub sollte nicht nur der Erfahrung des 'schönen
Scheins' dienen, sondern auch einen Eindruck von der Realität am
Urlaubsort vermitteln. Gerade die authentische Erfahrung hilft zur
Verständigung und zur Toleranz. So können Vorurteile abgebaut und die
Vielfalt der Kulturen neu entdeckt werden."
Die EKD und die Deutsche Bischofskonferenz haben aktuell zur ITB
Broschüren veröffentlicht, die die kirchlichen Angebote im Tourismus
zusammenfassen. Downloads befinden sich unter www.ekd.de und
www.dbk.de
Hannover, 8. März 2012
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick
http://www.ekd.de/freizeit-und-tourismus
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Evangelische Kirche in Deutschland
Reinhard Mawick
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