(ots) - Die humanitäre Hilfe für zehntausende
sudanesische Flüchtlinge im Südsudan muss dringend vor dem Beginn der
Regenzeit verstärkt werden, warnt die internationale medizinische
Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Seit vergangenem November haben
80.000 Menschen aus dem sudanesischen Bundesstaat Blue Nile Schutz in
zwei Lagern in einer entlegenen Region des Südsudans gesucht. Enorme
logistische Hürden erschweren es den Helfern, diese Flüchtlinge zu
erreichen. Der Schwerpunkt von Ärzte ohne Grenzen liegt auf
medizinischer Hilfe, die Teams kümmern sich aber auch um die
Versorgung mit Wasser. Andere Organisationen müssen ihre Aktivitäten
dringend beschleunigen.
Neu ankommende Flüchtlinge berichten von anhaltenden Bombardements
und Kämpfen im sudanesischen Bundesstaat Blue Nile. In den
Flüchtlingslagern von Doro und Jamam suchen die Flüchtlinge Schutz,
aber in der kargen Umgebung sinken ihre Ãœberlebenschancen. "Diese
Menschen sind von Hilfe abhängig, da es in dieser Gegend wenig Wasser
und Nahrung gibt", sagt Julien Matter, Koordinator des
Nothilfeeinsatzes von Ärzte ohne Grenzen. "Es sind mittlerweile mehr
Menschen hierher geflohen, als irgendjemand vorhergesehen hatte. In
einem so entlegenen Gebiet ist es eine große Herausforderung, auch
nur die überlebenswichtigsten Hilfsgüter zur Verfügung zu stellen."
Wenn Ende April die Regenzeit einsetzt, wird das Gebiet immer
schlechter erreichbar sein und zu einem großen Sumpfgebiet mit
einzelnen trockenen Inseln werden. Schon jetzt gibt es
besorgniserregende Versorgungslücken. Jede Person erhält täglich
weniger als acht Liter sauberes Wasser, das ist weit weniger als das
für Flüchtlingssituationen empfohlene Mindestmaß von 15 bis 20 Litern
pro Tag. In den Kliniken von Ärzte ohne Grenzen steigen die Fälle
schwerer Durchfallerkrankungen. Lebensnotwendige Güter wie Wasser,
Nahrung und Unterkünfte müssen gesichert werden, bevor die Regenzeit
beginnt. Alle Organisationen, die in den Lagern Hilfe leisten, müssen
in den kommenden Wochen ihre Anstrengungen verstärken.
Seit vergangenen November läuft ein umfassender Nothilfeeinsatz
von Ärzte ohne Grenzen. Pro Woche werden mehr als 2.500 Behandlungen
durchgeführt, und das Team hat knapp 30.000 Kinder gegen Masern
geimpft. Ärzte ohne Grenzen versorgt die Menschen medizinisch -
sowohl in den Lagern, als auch mit mobilen Kliniken entlang der
Grenze zum Sudan, wo sich bereits Tausende Flüchtlinge versammelt
haben. Derzeit sind 50 internationale und 85 lokale Mitarbeiter im
Einsatz. Ihnen stehen 180 Tonnen medizinische und logistische
Hilfsgüter zur Verfügung, die per Flugzeug, Boot oder Lastwagen in
die Lager transportiert wurden. In den Krankenstationen in den Lagern
bietet Ärzte ohne Grenzen ambulante und stationäre Behandlungen sowie
therapeutische Ernährung und Geburtshilfe an. Täglich werden rund
130.000 Liter Wasser gepumpt, gereinigt und verteilt. Doch weder der
derzeitige Wasserbedarf in den Lagern noch die Herausforderungen, die
noch zu erwarten sind, werden davon abgedeckt.
Während Geldgeber und Hilfsorganisationen ihren Schwerpunkt auf
Entwicklung und langfristige Unterstützung legen, ist es im
unabhängigen Südsudan extrem wichtig, ausreichend auf akute Krisen
vorbereitet zu sein. Dies zeigt die derzeitige Lage deutlich. In den
Lagern in Doro und Jamam kann nur ein Nothilfe-Ansatz im
verbleibenden Zeitfenster die angemessene Versorgung der Flüchtlinge
garantieren.
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