(ots) - Beiß nicht in die Hand, die dich füttert, sagt
der Volksmund. In Afghanistan scheint diese Weisheit nicht zu gelten.
Ansonsten hätte es Präsident Hamid Karsai wohl kaum gewagt, derart
harsche Töne in Richtung Westen und speziell der USA anzuschlagen.
Die Nato-Truppen sollen nach seinen Vorstellungen schon ein Jahr
früher als geplant ihre Sachen packen und sich ja nicht mehr in den
Dörfern blicken lassen. Tatsächlich: Karsai meint jene Soldaten, die
ihm seit mehr als einem Jahrzehnt seine Macht - und sein Leben! -
sichern. Die es ihm unter Einsatz ihrer eigenen Leben ermöglichen,
sein mit internationalen Geldern gespeistes System von
Vetternwirtschaft und Korruption zu pflegen. Der Westen sollte
gleichwohl erwägen, Karsais "Angebot" anzunehmen. Gegen den
mehrheitlichen Willen der Afghanen ist der Krieg nicht zu gewinnen.
Wenn berechtigte Zweifel bestehen, die angestrebten Ziele bis 2014 zu
erreichen, kann der Abzug auch ruhig ein Jahr früher erfolgen, selbst
wenn die Strategie für eine geordneten Übergabe fehlt. Bitter ist
nur, dass in der Endphase der internationalen Mission am Hindukusch
ausgerechnet ein Hamid Karsai den Takt vorgibt.
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