(ots) - Arbeitsministerin Ursula von der Leyen und
EU-Kommissarin Viviane Reding Doppelmoral vorgeworfen / Frauen müssen
angemessenes Selbstvertrauen entwickeln / Diskussion über Frauen in
Führungspositionen: "Wir müssen die Emotionalität wieder aus der
Debatte kriegen"
Hamburg, 20. März 2012 - In der Diskussion über Frauen in
Führungspositionen fordert Klaus-Peter Müller, Vorsitzender der
Regierungskommission "Deutscher Corporate Governance Kodex" (DCGK),
eine neue Richtung. "Mich ärgert, dass die Politik wie ein
Trittbrettfahrer auf das Frauenthema aufgesprungen ist und es
populistisch vor sich hertreibt", kritisierte Müller im Interview mit
dem Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 04/2012, EVT 22. März).
"Wir müssen die Emotionalität wieder aus der Debatte kriegen und zu
den Fakten zurückkehren." Demnach läge die Mehrzahl der nächsten
Wahltermine bei den Kontrollgremien der börsennotierten Unternehmen
in 2013, vorher gebe es meistens nur über Nachwahlen Spielraum. "Ich
finde es deshalb unseriös, die zeitliche Abfolge zu negieren und
jetzt schon jedes Quartal zu kritisieren, es sei zu wenig passiert."
Politikerinnen wie der Arbeitsministerin Ursula von der Leyen und
der EU-Kommissarin Viviane Reding, die sich für eine Frauenquote
einsetzen, wirft Müller eine Doppelmoral vor. "Für die beiden
Politikerinnen sollte es ein Leichtes sein, die geforderten
Quotenziele in ihrem eigenen Umfeld umzusetzen - tun sie aber nicht."
So seien die Leitungspositionen in Ministerien, bundeseigenen Firmen
und Behörden sowie den Generaldirektionen der EU weiterhin
weit¬gehend von Männern besetzt.
Die Einführung einer Frauenquote hält Müller für nicht
zielführend. Um den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen,
sei neben einer öffentlichen Diskussion über das Thema auch ein
angemessenes Selbstvertrauen der Frauen entscheidend. In seiner Zeit
als Vorstandsvorsitzender habe er die Erfahrung gemacht, dass Männer
mit breiter Brust aufträten, wenn ein Führungsjob zu besetzen sei.
"Dagegen kamen besser qualifizierte Frauen durch die Tür und fragten
selbstzweifelnd: Schaffe ich das?" Frauen hätten an dieser Stelle
eine falsche Form der Bescheidenheit. "Mir liegt wirklich am Herzen,
dass sich in der Frage in Deutschland etwas bewegt - doch möchte ich
auch an die Frauen appellieren: Trauen Sie sich!"
Klaus-Peter Müller ist seit 2008 Vorsitzender der DCGK-Kommission.
Das 14-köpfige Gremium erarbeitet Vorschläge, welche Regeln zu einer
guten, verantwortungsbewussten Unternehmensführung gehören sollten.
Praktische Erfahrung für den Posten bringt Müller als langjähriger
Chef und Aufsichtsratsvorsitzender der Commerzbank sowie aus seiner
Arbeit in den Kontrollgremien der DAX-Konzerne Linde und Fresenius
mit.
Pressekontakt:
Christian Baulig, Chefredaktion 'Capital',
Tel. 040/3703-8346, E-Mail: baulig.christian(at)guj.de
www.capital.de