(ots) - In Syrien werden Verletzte und Mediziner
weiterhin gezielt angegriffen und bedroht. Dies berichten Mitarbeiter
der medizinischen Hilfsorganisation ÄRZTE OHNE GRENZEN nach einem
Aufenthalt im Norden des Landes. "Syrische Kollegen sind vermisst
gemeldet", sagt Marie-Noëlle Rodrigue, Leiterin der Projektabteilung
von ÄRZTE OHNE GRENZEN in Paris. "Die Behörden und Konfliktparteien
müssen sicherstellen, dass Verletzte sofort eine lebensrettende
Versorgung erhalten und medizinisches Personal ohne Angst vor
Repressalien arbeiten kann." ÄRZTE OHNE GRENZEN fordert verstärkte
politische und diplomatische Bemühungen, um die Sicherheit von
Patienten und medizinischem zu gewährleisten. ÄRZTE OHNE GRENZEN
fordert weiterhin eine Genehmigung für die Arbeit in Syrien.
ÄRZTE OHNE GRENZEN versucht seit mehreren Monaten, eine offizielle
Erlaubnis zu erhalten, um in den am stärksten von der Gewalt
betroffenen syrischen Provinzen medizinische Hilfe zu leisten. Bis
jetzt war jedoch keine der Bemühungen erfolgreich. Dennoch ist es
Mitarbeitern der Organisation gelungen, in die Region Idlib zu
gelangen. Sie fanden dort eine Situation vor, in der Ärzte und
Patienten ständig fürchten mussten, angegriffen oder verhaftet zu
werden. "Mit Patienten angetroffen zu werden, ist wie mit einer Waffe
ertappt zu werden", sagt ein orthopädischer Chirurg, den ÄRZTE OHNE
GRENZEN in einem Dorf in der Region Idlib getroffen hat. "Die
Atmosphäre in den meisten medizinischen Einrichtungen ist äußerst
angespannt. Mitarbeiter des Gesundheitswesens schicken verwundete
Patienten nach Hause und bieten nur Erste Hilfe an, so dass
Einrichtungen im Fall einer militärischen Aktion schnell evakuiert
werden können."
Während der kurzen Zeit in der Region Idlib konnte das Team von
ÄRZTE OHNE GRENZEN medizinische Nothilfe leisten. "In einem
öffentlichen Krankenhaus haben wir drei Tage so hart gearbeitet, wie
wir konnten", berichtet ein Chirurg der Organisation. "Wir haben 15
Verletzte operiert und mussten dann innerhalb von zehn Minuten alles
zusammenpacken, nachdem wir vor einem unmittelbar bevorstehenden
Angriff gewarnt worden waren. Anderswo musste ein Operationssaal
geschlossen werden, weil es zu gefährlich war", sagt der Chirurg.
"Oder die Ärzte wurden bedroht. Die Ressourcen und die Infrastruktur
sind manchmal zwar vorhanden, doch die Angst und das Risiko, erwischt
zu werden, sind so groß, dass Ärzte zögern, Patienten zu behandeln."
Solange die offizielle Genehmigung fehlt, in Syrien tätig zu
werden, unterstützt ÄRZTE OHNE GRENZEN weiterhin Netzwerke syrischer
Ärzte in Homs, Derah, Hama, Damaskus und Idlib, die von
Nachbarländern aus mit Vorräten und Medikamenten beliefert werden.
ÄRZTE OHNE GRENZEN behandelt auch in einem chirurgischen Krankenhaus
in der jordanischen Hauptstadt Amman Menschen, die in Syrien verletzt
oder gefoltert wurden. Zudem bietet die Organisation syrischen
Flüchtlingen im Libanon medizinische Basisversorgung und
psychologische Betreuung an.
Pressekontakt:
Fotos aus Syrien und Interviews: Pressestelle, Christiane Winje, 030
700 130 240, www.aerzte-ohne-grenzen.de