(ots) - Pfingsten ist das Fest der Erneuerung: Aus Zögern
wird Begeisterung, aus Angst wird Mut, aus Rückzug wird Aufbruch.
Gottes Geist schafft neue Wege mitten in der Welt und macht tiefe
Verständigung möglich - über innere und äußere Grenzen hinweg. So
lesen wir in der Apostelgeschichte im zweiten Kapitel: "Als der
Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und
es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen
Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen
ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen
jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist
und fingen an, zu predigen in anderen Sprachen, wie der Geist ihnen
gab auszusprechen." (Apostelgeschichte 2, 1-4)
Pfingsten ist ein Wunder des Hörens und des Verstehens. Pfingsten
öffnet Ohren und Augen. Der Heilige Geist lässt Menschen neu hören
und neu verstehen: Gottes Gegenwart lässt sich in unserem Leben und
in unserer Welt wahrnehmen und entdecken. Pfingsten geht zu Herzen.
Als die Menschen damals die Pfingstpredigt des Petrus hörten, "ging's
ihnen durchs Herz", und sie fragten: "Was sollen wir tun?"
(Apostelgeschichte 2,37). Belebt und befeuert durch den Pfingstgeist
brechen die Christinnen und Christen auf in die Welt, um ihr von
Gottes Gegenwart in Jesus Christus zu erzählen.
Pfingsten gibt Kraft zur Umkehr. In diesen Zeiten vieler Krisen
erkennen wir, dass manche alte Muster an Wert verlieren. So gefährdet
der Irrglaube, Wohlstand für alle durch immerwährendes quantitatives
Wirtschaftswachstum zu erzielen, die Zukunft der Erde und der
nächsten Generationen. Unsere Welt braucht eine gerechtere
Verteilung der Güter und ein neues Wachstumsmodell, das sich nicht
allein an der Höhe des Bruttoinlandsprodukts misst, sondern ein
qualitatives Wachstum befördert. Für den Frieden in unserer
Gesellschaft brauchen wir gerechte Zugänge zu Gesundheit, Bildung und
Arbeit und eine Beteiligung Vieler an der Gestaltung unserer
politischen Prozesse. Deutschland, Europa und die ganze Welt stehen
vor vielen Herausforderungen, ohne dass die alten schon bewältigt
wären. Gottes Geist kann Einsicht und Mut schenken, verhärtete
Positionen und Rechthabereien zu überwinden.
Pfingsten sagt: Christus ist bei uns. Der auferstandene Herr ist
durch den Heiligen Geist bei seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern
gegenwärtig. Daran glaubt und darauf hofft die Christenheit. So
schlug am ersten Pfingstfest die Geburtsstunde für die große und
bunte, vielfältige und vielstimmige Kirche Jesu Christi. Sie lebt bis
heute in sehr verschiedenen Formen und Gestalten auf der ganzen Welt.
Deshalb erinnern und feiern alle christlichen Kirchen zu Pfingsten
das Geschenk dieses einen, vielfältigen, sprachkräftigen, tröstenden
und ermutigenden Heiligen Geistes als Geburtstag der Kirche. Im Dom
zu Ratzeburg wird in diesem Jahr der Geburtstag einer Kirche in ganz
besonderer Weise gefeiert. Die evangelische Kirche in Deutschland
freut sich über die Gründung der neuen "Evangelisch-lutherischen
Kirche in Norddeutschland " und feiert das in einem großen
Gottesdienst. Der Aufbruch in die neue "Nordkirche" ist ein mutiger
Schritt, und eine deutsch-deutsche Vereinigungsgeschichte der ganz
besonderen Art.
Hannover, 25. Mai 2012
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick
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Evangelische Kirche in Deutschland
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