(ots) - Die deutsche Sektion von ÄRZTE OHNE GRENZEN konnte
im vergangenen Jahr so viel Geld für internationale Hilfsprojekte
bereitstellen wie nie zuvor. "Unsere Projektausgaben lagen bei
insgesamt 78,1 Millionen Euro", sagte Tankred Stöbe,
Vorstandvorsitzender von ÄRZTE OHNE GRENZEN, bei der Vorstellung des
Jahresberichtes 2011. Das meiste Geld floss nach Haiti (10,5 Mio.
Euro) und Somalia (8,9 Mio. Euro). Noch immer herrsche unvorstellbare
Not in Somalia, so Stöbe. Hilfsorganisationen könnten angesichts der
Unsicherheit im Land längst nicht alle Bedürftigen erreichen. Alle
Konfliktparteien müssten die Neutralität von humanitären Helfern,
Patienten und Gesundheitseinrichtungen respektieren. Dies gelte auch
für Syrien, wo Patienten und Ärzte gezielt verfolgt und angegriffen
würden. Einen der größten Einsätze weltweit hat die Organisation
derzeit im Südsudan. Im Norden des jungen Staates kämpfen
Zehntausende Flüchtlinge ums Überleben.
In den vergangenen Monaten sind rund 170.000 Menschen vor Kämpfen
im Sudan in die südsudanesischen Staaten Upper Nile und Unity
geflohen. Die dortigen Flüchtlingslager sind völlig überfüllt, es
gibt nicht genügend Unterkünfte, Nahrung und Trinkwasser. Im Lager
Jamam (30.000 Menschen) in Upper Nile liegen die Sterblichkeitsraten
doppelt so hoch wie die, die eine akute Notsituation kennzeichnen.
Täglich sterben hier neun Kinder. Im Lager Yida (60.000 Menschen) in
Unity State haben sich die täglichen Konsultationen und die Aufnahmen
in das Krankenhaus von ÄRZTE OHNE GRENZEN vervielfacht. Akute und
lebensbedrohliche Erkrankungen nehmen zu.
"Die Situation in Upper Nile und Unity State ist nur ein Beispiel
für den anhaltenden Überlebenskampf der Menschen im Südsudan", so
Frank Dörner, Geschäftsführer von ÄRZTE OHNE GRENZEN. "Fast drei
Viertel der Bewohner des Landes haben nicht einmal Zugang zu
einfachster medizinischer Versorgung. Die Mütter- und
Kindersterblichkeit ist eine der höchsten weltweit. Der Fokus der
internationalen Gemeinschaft liegt derzeit auf langfristiger
Entwicklungshilfe für den Südsudan. Angesichts der Notlage
Hundertausender muss aber umgehend mehr Nothilfe bereit gestellt
werden."
Für Syrien bemüht sich ÄRZTE OHNE GRENZEN seit Monaten um die
Erlaubnis, im Land zu arbeiten. Ende März reisten ein Chirurg und ein
Anästhesist für einige Tage in die Region Idlib, um die Situation zu
evaluieren. Syrische Ärzte berichteten ihnen, dass Ärzten, die mit
Patienten angetroffen würden, der Tod drohe. ÄRZTE OHNE GRENZEN
erlebte selbst, dass medizinische Einrichtungen gezielt angegriffen
wurden. "Alle Konfliktparteien müssen sicherstellen, dass Ärzte und
Patienten nicht angegriffen und medizinische Einrichtungen als
neutrale Orte respektiert werden", fordert Stöbe. "Das ist ein
Grundprinzip des internationalen Völkerrechts, das auch in Syrien
gewährleistet werden muss. Nur so können Verwundete behandelt und
Leben gerettet werden."
Eingenommen hat ÄRZTE OHNE GRENZEN Deutschland im Jahr 2011
insgesamt 78,5 Millionen Euro, davon stammen 71,4 Millionen Euro
(91%) aus privaten Spenden und Zuwendungen.
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