(ots) - Der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in
Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, hat die Russisch-Orthodoxe
Kirche im Zusammenhang mit dem Prozess gegen die Punkband Pussy Riot
kritisiert. "Die Haltung der Russisch-Orthodoxen Kirche zu diesem
Prozess ist mir völlig unverständlich", sagte Schindehütte heute in
Hannover. Er hoffe sehr auf einen Freispruch für die drei
Bandmitglieder Marija Aljochina, Jekaterina Samuzewitsch und
Nadeschda Tolokonnikowa am kommenden Freitag in Moskau.
Schindehütte, der die Hauptabteilung "Ökumene und Auslandsarbeit"
im Kirchenamt der EKD leitet, bezog sich unter anderem auf Äußerungen
des Leiters der Abteilung des Moskauer Patriarchats für
Kirchenbeziehungen mit der Gesellschaft, Wsewolod Tschaplin. Der
hatte laut Darstellung der russische Nachrichtenagentur "RIA Nowosti"
anlässlich der Anklage gegen die drei Frauen kürzlich gesagt: "Ein
christliches Land sollte entschieden reagieren, wenn einer seiner
heiligen Orte attackiert wird." Laut Tschaplin sei es eine
"anti-christliche Idee", anzunehmen, "dass Gott alles vergibt."
Dazu sagte Schindehütte, dass die "Verletzung religiöser Gefühle"
und die "Missachtung religiöser Bindungen" durchaus "ernsthafte
Störungen des gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenlebens"
seien, und deshalb könne und solle die Aktion der Musikband Pussy
Riot in der Erlöserkirche in Moskau vom 21. Februar 2012 auch nicht
einfach übergangen werden. Aber, so Schindehütte weiter, das
Gerichtsverfahren gegen die Musikband Pussy Riot und das zu
befürchtende Strafmaß von drei Jahren Gefängnis gehe "weit über jede
denkbare angemessene Reaktion hinaus".
Der Prozess um Pussy Riot und die Unterstützung der Anklage durch
die russisch-orthodoxe Kirche, so der EKD-Auslandsbischof, mache
deutlich, "wie unterschiedlich wir mit Fragen von Freiheit der Kunst
und Freiheit der Religion in Europa umgehen". Der EKD liege daran,
"gerade auch in dem Ende des Jahres vor uns liegenden Dialog mit der
Russisch- Orthodoxen Kirche zur Rolle der Kirchen in einer
multikulturellen Gesellschaft diese unterschiedlichen Zugänge zu
besprechen" und für einen "deutlich gelasseneren und nachsichtigeren
Umgang mit solchen Provokationen" zu werben.
Hannover, 13. August 2012
Pressestelle der EKD Reinhard Mawick
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