(ots) - Im zweiten Quartal 2012 bezahlten 87,81 Prozent
der deutschen Unternehmen ihre Rechnungen vereinbarungsgemäß. Das ist
ein neuer Höchstwert und ein erneuter Anstieg im Vergleich zum ersten
Quartal 2012 - allerdings nur noch um 0,04 Prozent. Auch die Anzahl
der Verzugstage ist nahezu gleich geblieben. Wenn Unternehmen ihre
Rechnungen verspätet bezahlten, dann mussten Gläubiger von April bis
Juni laut aktueller D&B Studie im Bundesdurchschnitt 6,4 Tage über
das vereinbarte Ziel hinaus auf ihr Geld warten. "Schlecht stehen die
deutschen Unternehmen damit nicht da. Auch wenn sie angesichts immer
moderater verlaufender Konjunkturerwartungen vorsichtiger haushalten,
ist von einer Krise bisher noch nichts zu spüren", analysiert D&B
Geschäftsführer Thomas Dold. Lediglich zurückgehende Auftragseingänge
machen einigen Unternehmen in Bezug auf das zweite Halbjahr 2012
Sorgen.
Dass 2012 ein schwieriges Jahr für die Länder und Unternehmen der
Eurozone wird, war vorhersehbar. Schließlich stehen mit der
unverändert schwelenden Staatsschuldenkrise und ihrer Bekämpfung
weiterhin gewaltige Aufgaben an - Ausgang offen. Trotzdem sind die
Unternehmen wesentlich besser ins Jahr 2012 gestartet als zunächst
allgemein erwartet. Nur langsam wird auch an den reellen Zahlen
deutlich, dass sich Deutschland nicht von der Schuldenkrise in Europa
und dem geringeren Wachstum vor allem in China abkoppeln kann. Ein
Indiz dafür ist der Juli-Wert des monatlich im Auftrag der
Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX erhobenen D&B Zahlungsindex.
Allerdings: Lag die Zahlungsmoral im Mai (87,96 Prozent) noch auf dem
bisher höchsten Stand seit Beginn der Auswertungen, kam der kleine
Dämpfer im Juli (87,59 Prozent) für die Experten von D&B nicht
unerwartet. Denn als zuverlässiger Trendindikator bestätigt das nur,
dass die Unsicherheiten sowie die damit prognostizierte
wirtschaftliche Abschwächung - wenn auch verspätet - nun in einzelnen
Branchen auch real ankommt.
Die meisten Unternehmen trotzen bisher einem Abschwung
In diesem Zusammenhang von einer Krise zu sprechen wäre jedoch
weit übertrieben. Denn der Blick auf die Zahlungsmoral zeigt, dass es
längst nicht so schlimm um die deutschen Unternehmen bestellt ist,
wie manche Warnungen glauben machen. Fakt ist: Der Index zur
Zahlungsmoral hat sich in den ersten beiden Quartalen auf erstaunlich
hohem Niveau gehalten. Mit 87,81 Prozent ist die Zahlungsmoral
quartalsweise betrachtet sogar besser als jemals zuvor. Zum
Vergleich: Im 4. Quartal 2011 waren 87,74 Prozent der deutschen
Unternehmen in der Lage, ihre Rechnungen vereinbarungsgemäß zu
bezahlen. Im 1. Quartal 2012 stieg dieser Wert noch einmal
geringfügig auf 87,77 Prozent.
Trend: Erste Branchen schwächeln - Anzahl der Verzugstage stabil
Eine genauere Betrachtung verdienen die Ausschläge bestimmter
Branchen - positiv wie negativ. Branchenbezogen den aktuell
schlechtesten Wert liefert trotz des Booms im ersten Halbjahr und der
verbesserten Zahlungsmoral erneut die Automobil- und
Zulieferindustrie (81,11 Prozent, 1. Quartal: 79,95 Prozent). Mit
92,83 Prozent verfügt hingegen die Pharmabranche über die insgesamt
beste Zahlungsmoral - trotz Verschlechterung gegenüber dem 1. Quartal
2012 (94,02 Prozent). Die Anzahl der Verzugstage hingegen blieb
nahezu unverändert. Nach 6,4 Tagen (4. Quartal 2011) und 6,3 Tagen
(1. Quartal 2012) mussten Unternehmen im 2. Quartal 2012 wieder 6,4
Tage über das vereinbarte Ziel hinaus auf ihr Geld warten. Das
Gesamtbild zeigt: Noch sichern vergleichsweise starke Exporte und die
ungebrochen solide Binnennachfrage den Firmen Liquidität.
Branchenbezogen werden allerdings erste Risse in der
Liquiditätsfassade sichtbar.
Hier die gesamte Studie Zahlungsmoral für das 2. Quartal 2012 zum
Download. http://ots.de/kPA7Y
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