Auf der Outdoor Friedrichshafen, nutzte Sport-Job die Möglichkeit sich mit den Entscheidern der Branche auszutauschen. Dabei entstand ein einmaliges Interview mit dem CEO der Mammut Sports Group AG, Rolf Schmid, der einen außergewöhnlichen Einblick in den Arbeitsmarkt Outdoor gewährte.
(firmenpresse) - Auf der Outdoor Friedrichshafen nutzte Sport-Job die Möglichkeit sich mit den Entscheidern der Branche auszutauschen. Dabei entstand ein einmaliges Interview mit dem CEO der Mammut Sports Group AG, Rolf Schmid, der einen außergewöhnlichen Einblick in den Arbeitsmarkt Outdoor gewährte.
SPORT-JOB: Herr Schmid, Mammut hat eine 150 Jahre alte Firmengeschichte und steht für Schweizer Qualität und Innovationskraft. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
ROLF SCHMID: Ein maßgeblicher Faktor für unseren Erfolg liegt darin, bei unserer Arbeit ein Höchstmaß an Qualität anzulegen. Wir sind seit 150 Jahren ein Seilhersteller und ein Seil hat entweder 100%ige Qualität oder es kann für den Outdoorsportler den Tod bedeuten. Deshalb ist es unsere Philosophie, die Arbeit 100%ig zu machen und darum haben wir Erfolg.
SPORT-JOB: Nennen Sie spontan drei Schlüsselqualifikationen, die ein Mitarbeiter benötigt, um bei Mammut erfolgreich zu sein?
SCHMID: Für mich sind Herzblut, Wille und Durchsetzungsvermögen das Entscheidende. Zudem muss der Kandidat sicher auch gewisse Grundfähigkeiten mitbringen. Aber da sind unsere Anforderungen jetzt nicht höher als bei jedem anderen Unternehmen auch. Wenn ein Kandidat wirklich dieses Herzblut mitbringt, dann genügt auch eine gute, durchschnittliche Fähigkeit zum Arbeiten.
SPORT-JOB: Sie setzen sich für faire Arbeitsbedingungen ein. Wie setzen Sie dieses Versprechen konkret in der Personalpolitik um?
SCHMID: Ein Teil unserer Produktion läuft über Produzenten in Asien. Da versuchen wir ein fairer Partner zu sein. Wir reizen beispielsweise die Preise nicht bis zum absoluten Maximum aus. In der Schweiz sind sicher die Arbeitsbedingungen generell sehr gut und es herrscht faire Behandlung. Was ist aber Fairness? Was ist Motivation? Dies hat sehr viel mit Vertrauen zu tun. Wir versuchen generell, den Leuten viel Spielraum und sehr viel Vertrauen zu geben.
SPORT-JOB: Sie fordern die Fairness letzten Endes auch von den Mitarbeitern ein – ein Geben und Nehmen!?
SCHMID: Ganz eindeutig: Für mich ist Fairness nie etwas, dass nur von einer Seite kommt. Zu einem Geben und Nehmen gehört auch ein gewisses Commitment des Arbeitnehmers und nicht bloß ein Abspulen des Dienstes „from 9 till 5“. Womit wir wieder beim Thema Herzblut wären. Im Idealfall läuft all das von Innen heraus und dann ist es fair, wenn man eben vieles gibt und auch vieles verlangt.
SPORT-JOB: Das hört sich jetzt auch so an, als ob Sie unternehmerisches Denken oder den Entrepreuneur, den Intrapreneur so fordern, als eine Qualifikation, die man als Mitarbeiter braucht. Also Sie haben sicherlich eine Kernarbeitszeit, aber Sie verlangen, wenn man so zwischen den Zeilen liest, dass der Mitarbeiter auch flexibel ist!?
SCHMID: Für mich gibt es diese Einstellung nicht, um 17Uhr aufzuhören, weil die Stempeluhr ruft. Je nach Arbeitsanfall sind die Tage länger oder kürzer, aber niemals starr. Das ist für mich im Sinne Unternehmertum das Richtige. Man denkt für das Unternehmen ohne sich selber aufzugeben.
SPORT-JOB: Fashion spielt eine immer größere Rolle in der Outdoor-Branche. Aus unserer Erfahrung als Personalvermittler wissen wir jedoch, dass Menschen mit reinem Fashion-Hintergrund oft Akzeptanzprobleme im Outdoor-Business haben. Welche besonderen Eigenschaften machen den Unterschied, um im Outdoorbereich beruflich Erfolg zu haben?
SCHMID: Wir sehen uns nicht als ein Fashion-Brand. Zurück zum Beispiel Seil: Wir denken von der Funktion her. Seile sind reine Funktionsprodukte, die helfen, Leben zu retten – und so sehen wir auch unsere Produkte. Also unsere Produkte sind technisch sehr anspruchsvoll und erst dann sind sie auch schön. „Design follows function“ ist für uns zentral. Hierin liegt auch der Grund, warum ein rein schön-geistiger Designer bei uns nicht glücklich wird.
SPORT-JOB: Häufig ist es in der Outdoor-Branche so, dass man grundsätzlich ein gutes technisches Verständnis braucht. Ist das bei Ihnen auch so?
SCHMID: Eindeutig! Es ist für uns sehr wichtig, dass die Mitarbeiter die bei uns sind, etwas von der Materie verstehen. Nicht nur, wie man Kleider macht, sondern auch, wie man sie an hat. Es sollten zudem Kenntnisse des Bewegungsapparates sowie der entsprechenden Sportarten vorhanden sein. Jemand ohne Affinität zu unserer Welt, wird bei uns weder glücklich, noch erfolgreich.
SPORT-JOB: Die Outdoor-Branche erfreut sich großer Beliebtheit. Mehr als 1/3 aller Bewerber unseres Stellenportals www.sport-job.de haben bisher keine Qualifikation im Sportsegment, können aber auf solide Berufserfahrung benachbarter Branchen zurückgreifen und geben als Traumjob unsere Branche an. Inwiefern bekommen auch Seiteneinsteiger bei Mammut eine Berufschance?
SCHMID: Ich selbst bin ein Quereinsteiger. Ich habe vor über 16 Jahren bei Mammut angefangen und kannte die Marke vorher nicht. Ich war zuvor in der Pharmaindustrie, der Uhrenindustrie und im Tourismus tätig und bin von dort aus in die Sportbranche gekommen. Immer zu hinterfragen ist glaube ich das, was entscheidend ist. Das kann jeder, der offen ist und die nötige Motivation besitzt.
SPORT-JOB: Sollte man zumindest eine persönliche Affinität zur Branche haben oder vielleicht Bergsportaktiv sein?
SCHMID: Man muss ein Sportler sein, aber muss es nicht zwingend Bergsport sein. Ein Läufer oder eine Läuferin ist sehr schnell in unserer Welt angekommen. Wir suchen jedoch niemanden, der aus der Zigarettenbranche kommt, am Wochenende dauernd auf Partys geht und nur am Computer rumspielt.
SPORT-JOB: Sie haben derzeit eine ganze Reihe offener Vakanzen auf Ihrer Website zu besetzen. In welchen Bereichen wachsen Sie am Stärksten und in welchen Segmenten bieten sich Karriereperspektiven?
SCHMID: Es gibt kaum einen Bereich, in dem wir nicht immer wieder neue Mitarbeiter brauchen. Wir haben in den letzten 16 Jahren den Umsatz verzehnfacht, sind sehr stark international geworden und gerade dran am Asienmarkt. Vor 2 Wochen haben wir eine neue Tochtergesellschaft in Korea aufgemacht und wir werden dieses Jahr eine neue Tochtergesellschaft in China gründen. Im Verkauf brauchen wir immer wieder Mitarbeiter mit internationalem Know-How. Zudem brauchen wir Leute in der Produktentwicklung. Im Design brauchen wir Nachwuchskräfte, ebenso im Verkaufsinnendienst und in den Finanzen. Pro Jahr stellen wir zwischen 10 und 20 neue Mitarbeiter in der Schweiz ein. Im Ausland haben wir jetzt auch eine Kette von eigenen Läden / Franchisestores und da braucht es auch immer wieder neues Personal.
SPORT-JOB: Sie sind vor einigen Jahren in Deutschland in das Retail-Geschäft mit Eigen- und Franchisestores eingestiegen. Werden Sie noch weitere Stores eröffnen und gibt es ein Idealprofil eines Franchisenehmers?
SCHMID: Wir werden sicherlich noch einige weitere Stores eröffnen. Wir wollen zwar keine Großkette mit Hunderten von Läden werden, jedoch möchten wir an strategisch wichtigen Orten mit eigenen Stores präsent sein. Das Idealprofil eines Franchisenehmers ist sicherlich zunächst eine Person, die aus dem Verkauf kommt und die nötigen Eigenmittel besitzt. Die Person muss die Ware einkaufen können, und sich an der Grundausstattung des Geschäfts beteiligen können. Gewisse Ressourcen und Know-How sollten vorhanden sein. Auch hier darf die Leidenschaft für unseren Markt und unseren Sport natürlich nicht fehlen.
SPORT-JOB: Ich wollte, als ich 17 war, in der Touristikbranche arbeiten. Als mir ein Mann vom Hotelverband bei einer Berufswahlmesse dazu riet, dafür als erstes am Besten eine Ausbildung als Koch zu machen, damit mir später als Hotelmanager der Küchenchef nicht die Suppe versalzen kann, verging mir spätestens mit dem Zusatz, dass ich immer dann arbeiten würde, wenn alle anderen frei haben, die Lust in dieser Branche zu arbeiten. Was würden Sie einem jungen Menschen raten, der sich für eine Karriere in der Outdoor-Branche interessiert?
SCHMID: Ich würde der Person ganz ehrlich sagen, dass wenn Sie zu uns kommt, im Glauben daran, mehr Zeit in den Bergen und beim Sport zu verbringen, dass dem nicht so ist. Bei uns gibt es nicht mehr Zeit, um diesen Sport öfter betreiben zu können. Man kann sich jedoch beruflich mit dem eigenen Hobby beschäftigen. Nicht aber in dem Sinn, dass man es unmittelbar betreibt, sondern seine Ideen beispielsweise in Produktideen einfließen lassen kann.
Das Gespräch führte Till Kraemer
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