(ots) - Zuviel Schnaps und Ehebruch scheinen die am
häufigsten vorkommenden Sünden im nordrumänischen Sapinta zu sein,
glaubt man den Darstellungen auf dem örtlichen Friedhof. Seit
Jahrzehnten sind die Details aus dem Privatleben der Verstorbenen
mittels handgemalter Bilder und Verse auf dem sogenannten "Fröhlichen
Friedhof" festgehalten worden. Zunächst vom Holzschnitzer Stan Ioan
Patras, inzwischen von seinem Schüler Dumitru Pop Tincu, der pro Jahr
um die 15 Kreuze gestaltet.
Jetzt aber ist im Dorf ein Streit entbrannt. Ein paar Leute wollen
ihm das Geschäft streitig machen und die inzwischen sogar
international bekannten Kreuze maschinell herstellen. Der schlaue Pop
Tincu hat sich aber einiges einfallen lassen, um sich seinen
einzigartigen Job zu sichern. Praktisch, dass jetzt seine Tochter
einen Nachkommen von Ion Stan Patras heiratet. Die traditionelle
Hochzeit auf dem fröhlichen Friedhof ist die bisher größte im Dorf,
zieht sich über Tage hin und soll eine neue Holzschnitzer-Dynastie
begründen. Das junge Paar aber hat andere Pläne: Ana-Maria und Ion
wollen ihr Glück erst einmal im Ausland suchen, wie die meisten
jungen Rumänen aus der Maramuresch - dieser nach wie vor zutiefst
archaisch geprägten Region am Rande Europas.
Etwa 500.000 der insgesamt 21 Millionen Rumänen leben in dem rund
160 Kilometer langen und 60 Kilometer breiten Hügelland. Die Wurzeln
ihrer dörflich-bäuerlichen Kultur gehen bis in die Steinzeit zurück
und die Bräuche werden von den Menschen in Maramuresch bis heute
gepflegt. Die Holzschnitzarbeiten, nicht nur auf dem fröhlichen
Friedhof, sind legendär. Pferdefuhrwerke ersetzen auf den ungeteerten
Straßen die Autos. Und Schnaps wird nach wie vor auf der offenen
Straße gebrannt. Selbst die jungen Leute tragen noch wie
selbstverständlich Tracht statt Jeans und T-Shirt. Aber die Frage
ist: Wie lange noch?
Reportage von Susanne Glass, ARD-Studio Wien, PHOENIX/2012
Wiederholungen: Mittwoch, 31. Oktober 2012, 13.15 Uhr; Freitag, 2.
November 2012, 15.15 Uhr; Samstag, 3. November 2012, 7.30 Uhr und
11.30 Uhr.
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