(ots) - Die umfangreichen Befragungen zu den
Arbeitsverhältnissen im Bereich der Diakonie zeigen ein "insgesamt
positives Bild". So äußerten sich der Stellvertretende Vorsitzende
des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD),
Landesbischof Jochen Bohl, und die Präses der Synode der EKD, Katrin
Göring-Eckardt, anlässlich der Präsentation der Studie
"Arbeitsverhältnisse in der Diakonie" heute in Berlin.
"Die Erhebungen zeigen, dass die Arbeitsverhältnisse in der
Diakonie vergli¬chen mit anderen Anbietern auf dem Sozialsektor für
die Beschäftigten insgesamt gut sind. Es wird deutlich, dass die
Diakonie als Arbeitgeber sehr viel besser ist, als manche Gegner des
kirchlichen Arbeitsrechtes immer wieder behaupten und damit diesen
Weg sozialpartnerschaftlicher Tarifregelung gezielt diskreditieren",
sagte Bohl.
Der Stellvertretende Ratsvorsitzende und sächsische Landesbischof
würdigte die breite Datenbasis der Befragungen, an der sich fast zwei
Drittel der insgesamt 4800 diakonischen Unternehmen mit rund 380.000
Beschäftigten beteiligt haben. Die Erhebungen belegten, dass es mit
einem Anteil von gut einem Prozent deutlich weniger Zeitarbeit in der
Diakonie gebe als in vergleichbaren Bereichen in Deutschland, wo der
Anteil gut drei Prozent betrage. Bohl: "In 85 Prozent der befragten
Träger gibt es überhaupt gar keine Zeit¬arbeit und fast alle
diakonischen Träger setzen Zeitarbeit nur für Zeitspannen unter zwölf
Monaten ein." Damit zeige sich, dass Zeitarbeit im Raum der Diakonie
einen "ganz untergeord¬neten Stellenwert" einnehme.
Mit der Veröffentlichung der Studien zu den Arbeitsverhältnissen
in der Diako¬nie seien das Diakonische Werk der EKD, die Diakonie
Rheinland-Westfalen-Lippe (RWL) und der Verband der diakonischen
Dienstgeber (VdDD) den Erwartungen nachgekommen, die die Synode der
EKD im November 2011 bei ihrer Kundgebung zur solidarischen
Ausgestaltung des kirchlichen Arbeitsrechts im Hinblick auf die
Erhebung der Zahlen und Fakten zu den Arbeitsverhältnissen an die
diakonischen Unternehmen gerichtet hatte, sagte die Präses der Synode
der EKD, Katrin Göring-Eckardt, heute in Berlin.
Die Präses stellte fest, dass es in der Diakonie eine deutlich
geringere Tendenz zur Aus-gliederung von Unternehmensbereichen gibt
als in anderen Branchen: "In 90 Prozent der diakonischen
Einrichtungen wird die Arbeit von den Einrichtungen selbst oder von
GmbHs geleistet, die Mitgliedsunternehmen der Diakonie sind.
Gleichwohl mahnte die Präses zur Weiterarbeit: Die umfassenden
Erhebungen seien zwar für die evangelische Kirche und ihre Diakonie
eine wertvolle "diakoniepolitische Argumentations- und
Handlungshilfe", dennoch harrten weitere Aufträge der EKD-Synode an
die diakonischen Dienstgeber noch der Umsetzung. Göring-Eckardt: "Die
Vertretungen der Mitarbeitenden in Diakonie und Kirche müssen in
ihren Beteiligungsmöglichkeiten weiter gestärkt werden, damit
strukturelle Ungleichgewichte zwischen Dienstgeber- und
Dienstnehmerseite abgebaut werden." Außerdem, so die Präses weiter,
müsse die Diakonie weiterhin dafür Sorge tragen, dass "Missstände wie
zum Beispiel Outsourcing mit Lohnsenkungen und nicht hinnehmbare
Niedriglöhne zu ernsthaften Konsequenzen führen, gegebenenfalls auch
zum Ausschluss aus der Mitgliedschaft im Diakonischen Werk."
Abschließend forderte der Stellvertretende Vorsitzende des Rates
der EKD, Landesbischof Jochen Bohl, die politisch Verantwortlichen in
Deutschland auf, endlich spürbar für eine bessere Refinanzierung der
Arbeit im Sozialbereich Sorge zu tragen: "Wir können und wollen den
seit Anfang der 90-er Jahre entstandenen ,Sozialmarkt' nicht
rückgängig machen. Aber wir rufen als evangelische Kirche die
politisch Verantwortlichen auf, die in den vergangenen Jahr¬zehnten
entstandenen drängenden Probleme deutlich wahrzunehmen und die
Refinanzierung diakonischer Arbeit nicht immer weiter abzusenken,
sondern der Arbeit im Sozialsektor eine verlässliche, arbeitsfähige
Grundlage zu geben." Denn, so Bohl: "Die angemessene Refinanzierung
sozialer Arbeit an bedürftigen Menschen ist eine unverzichtbare
Grundlage für die faire Bezahlung der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer im Bereich der sozialen Dienste am Menschen."
Hannover, 27. September 2012
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick
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