(ots) - 17. Oktober 2012 - Der ehemalige Chef der
Schweizer Großbank UBS hält die Pläne für eine Europäische
Bankenunion für verfehlt. "Solange wir unabhängige Finanzmärkte und
Volkswirtschaften haben, kann eine paneuropäische Aufsicht nicht
funktionieren", sagte Oswald Grübel im Interview mit dem
Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 11/2012; EVT 18. Oktober). Die
Kontrolle durch die nationalen Behörden sei ausreichend. "Banken sind
zwar international aktiv, müssen aber ihre Bilanzzahlen den
nationalen Behörden vorlegen", sagte der 68-Jährige, der im Herbst
2011 von seinem Posten zurücktrat. Zuvor war bekannt geworden, dass
der UBS-Händler Kweku Adoboli mit nicht genehmigten Wetten einen
Verlust von 2,3 Milliarden Dollar verursacht hatte.
Eine Bankenunion ist ein elementarer Bestandteil des Rettungsplans
für die Euro-Zone. Staats- und Regierungschefs wollen dabei die
Europäische Zentralbank (EZB) zur starken Aufsicht im Währungsraum
machen. Sie soll die Banken kontrollieren und dafür sorgen, dass die
Finanzinstitute keine zu großen Risiken eingehen.
Der Deutsche Grübel, der vor seiner Zeit als UBS-Chef den Rivalen
Credit Suisse saniert hatte, hält es für falsch, dass Banken aus
Prinzip von Staaten aufgefangen werden. "In Europa hat man sich
offenbar stillschweigend darauf geeinigt, dass alle Banken gerettet
werden müssen. Als sei das ein gottgegebenes Gesetz." Die Rettung der
UBS im Herbst 2008 - vor seinem Antritt - hinterfragte Grübel im
Interview mit 'Capital': "Hätte die Bank damals ein
entscheidungsfähiges Management gehabt, hätte sie sich meines
Erachtens auch selbst retten können. Die Kapitalbasis der UBS war
besser als die vieler deutscher Banken."
Mit den Notenbanken geht Grübel hart ins Gericht. Er hält die
aktuellen Stützungsaktionen für wenig wirkungsvoll. Weder die
Anleihenkäufe der US-Notenbank, noch der
1.000-Milliarden-Dreijahreskredit der EZB an die Banken hätte der
Wirtschaft groß geholfen. Die Ankündigung von EZB-Präsident Mario
Draghi, "unbegrenzt" Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit zu kaufen,
hält der Ex-UBS-Chef für fragwürdig: "Wörter wie 'unbegrenzt' sind
Göttern vorbehalten. Menschen haben alle ein Limit. Der Zeitpunkt
wird kommen, wo sich die Grenzen des Unbegrenzten zeigen."
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