(ots) - Persönliche Schicksalsschläge machen "resistenter
gegen die Aufregungen im Tagesgeschäft"
Berlin, 17. Oktober 2012 - Wolfgang Schäuble ist skeptisch, dass
sich mit der Friedensidee noch Begeisterung für Europa entfachen
lässt. "Die europäische Idee besteht fort. Mit dem Gedanken, dass
Europa Frieden schafft, überzeugen Sie heutzutage allerdings
niemanden mehr", sagte der Bundesfinanzminster im Interview mit dem
Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 11/2012, EVT 18. Oktober). Kein
Mensch glaube, dess es zwischen Deutschland und Frankreich wieder
Krieg geben könne, "Gott sei Dank". Die EU hatte vergangene Woche den
Friedensnobelpreis erhalten.
Früher sei es der Kalte Krieg gewesen, der Europa nötig gemacht
habe, sagte Schäuble. Heute sei es vor allem die Globalisierung. Weil
es den Menschen heute ökonomisch noch gut gehe, müsse man sie daran
erinnern: "Ohne europäische Einigung wäre unser Wohlstand nicht so
hoch, und er ließe sich auch nicht halten. Das muss man erklären -
wieder und wieder." Schäuble hatte Anfang der Woche weitreichende
Vorschläge für eine Reform der EU-Finanzpolitik vorgelegt. Die
europä¬ische Einigung bleibe für ihn die größte Aufgabe der nächsten
Jahre, sagte Schäuble 'Capital'.
Der Umgang mit dem Schicksalsschlag, plötzlich im Rollstuhl zu
sitzen, hilft Schäuble in politisch heiklen Phasen wie der
Euro-Krise. "Die Erfahrung, dass von einem auf den anderen Tag alles
anders sein kann, macht gelassener." Auch schwere Rückschläge müssten
einen nicht zurück¬werfen, es gehe immer weiter, sagte der
Finanzminister. "Das macht mich ein Stück weit resistenter gegen die
Aufregungen im Tagesgeschäft."
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