(ots) - Auch wenn längst die Blätter von den Bäumen
fallen: Der EM-Sommer scheint für die deutsche
Fußball-Nationalmannschaft einfach nicht enden zu wollen. Das Trauma
des EM-Halbfinales gegen Italien wirkt nach, verarbeitet ist diese
bittere Erfahrung längst noch nicht. Zusammenkünfte der DFB-Elf
dienen seither primär der öffentlichen Gesprächstherapie, es geht um
fehlenden Teamgeist, mangelnde Gewinnermentalität und flache
Hierarchien. Jeder darf mitreden. Eine Art Nebenkriegsschauplatz ist
die schwungvolle Debatte über die Kluft zwischen bayerischen
Platzhirschen und Dortmunder Emporkömmlingen. Joachim Löw, dem
vermeintlichen Meister der Kommunikation, will es nicht gelingen, die
Situation wieder in den Griff zu bekommen. Taktische
Unzulänglichkeiten werden ihm seit der Pleite von Warschau
angelastet, Versagen in Krisensituationen, Nibelungentreue zu
umstrittenen Akteuren wie Lukas Podolski. Das 4:4 gegen Schweden
steht exemplarisch dafür, welcher Verdacht auf seiner Auswahl lastet.
Sie verfügt über Talent im Übermaß und kann ihre unbestreitbaren
Vorzüge beizeiten auch ausspielen, zerbröselt aber im Ernstfall wie
eine Truppe von Freizeitkickern auf der Badewiese. Die Qualifikation
für die WM 2014 dürfte trotz allem gelingen, aber für Löw wäre damit
noch nichts gewonnen. Sein Team nimmt die Erblast der vergangenen
Turniere mit nach Brasilien, es verspricht sehr viel, hält dann aber
in der Regel wenig, so lautet das sich verfestigende Vorurteil. Unter
diesen Vorzeichen können die gut eineinhalb Jahre bis zur WM quälend
werden - zumal für Joachim Löw selbst, der sehr wahrscheinlich im
Spätherbst seines Wirkens bei der DFB-Elf angekommen ist.
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