(ots) - In einem Berliner Stadtbus klingelt ein Handy. Ein
junger Mann greift in die Tasche seiner tiefhängenden Sporthose. "Ey
Ian, bin isch jetzt Thomas Mann, fahr Kino", teilt er mit.
Sprachkenner wissen, dass "Thomas Mann" keine Selbstauskunft ist,
sondern eine Ortsangabe, in der außer Präpositionen und Artikel
lediglich der Wortteil Straße fehlt. Kiezdeutsch, so die Bezeichnung
dieser urbanen Sprechart, ist zum Streitfall geworden - auch unter
Wissenschaftlern. Dies berichtet die Zeitschrift GEO in ihrer
aktuellen Ausgabe. Gossenjargon, Verfallserscheinung, schimpfen die
einen. Ein neuer Dialekt, versichert hingegen die Potsdamer
Germanistin Heike Wiese, die seit Jahren die Sprachmuster Kreuzberger
Jugendlicher erforscht. Sie sieht in Wendungen wie ultrakorregd,
Alder oder mein Schwester ist voll doof Innovationen, die womöglich
auf das Standarddeutsch der Zukunft verweisen. Der Bamberger Linguist
Helmut Glück widerspricht: Beim Kiezdeutsch handele es sich um eine
"transitorische Sondersprache", frei übersetzt: eine linguistische
Promenadenmischung, die aus der Begegnung zweier oder mehrerer
Sprachen enstehe. Ähnlich wie etwa Rotwelsch, Wasserpolnisch oder
Kucheldeutsch werde das von Migranten geprägte Kiezdeutsch nur in
bestimmten Milieus gesprochen. Und die meisten seiner Sprecher seien
imstande, im Dialog mit Außenstehenden bruchlos ins Standarddeutsche
zu wechseln.
Die aktuelle Ausgabe von GEO ist ab sofort im Handel erhältlich,
hat 170 Seiten und kostet 6,60 Euro.
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